Warum ein krähender Hahn als Lärmbelästigung empfunden wird

    Wissenschaft belegt:Warum krähende Hähne nerven

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    Das Krähen eines Hahns kann die Gemüter spalten. Forscher entwickelten nun ein objektives Maß, um die Lästigkeit zu bestimmen. Das könnte auch bei Nachbarschaftstreits helfen.

    Hahn, nah
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    Für die einen ist der Schrei eines Hahns das Symbol des Landidylls, für die anderen eher lästige Ruhestörung. Tatsächlich gehört der Hahn zu den lautesten Haustieren überhaupt. Und genau der beschäftigt jetzt auch die Wissenschaft.
    Forschende der Universität Wien haben in einer Studie untersucht, warum das Krähen des Hahnes als störend empfunden werden kann. Der Musikwissenschaftler Prof. Christoph Reuter beschäftigt sich dort schon länger mit störenden Geräuschen.
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    Ein krähender Hahn ist nicht nur laut

    Neben der Lautstärke gäbe es laut Reuter zwei weitere Eigenschaften, die das Krähen des Hahnes besonders lästig erscheinen lassen. "Da gibt es einen Frequenzbereich zwischen zwei bis vier Kilohertz und das ist der Bereich, in dem wir besonders gut hören.", erklärt Reuter. "Und wenn Klänge in diesem Bereich hohe Anteile haben, nehmen wir sie häufig als sehr lästig wahr." Ähnlich wirken auch Quietschgeräusche oder das Schreien von Babys.
    Neben dem Frequenzbereich spielt auch die Klangfarbe eine wichtige Rolle. Denn ist ein Geräusch besonders rau, wird beim Menschen ein bestimmtes Areal im Gehirn namens Amygdala aktiviert. Dies versetzt uns in Alarmbereitschaft und kann sich langfristig sogar negativ auf die Gesundheit auswirken.
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    Objektives Maß für Nervigkeit gefunden

    Für die Studie teilten die Forschenden die verschiedenen Hahnklänge anhand ihrer Eigenschaften ein und ließen anschließend von 51 Versuchspersonen ihre Lästigkeit bewerten. Daraus ergab sich eine Matrix, anhand derer man die Nervigkeit eines Schreis genau bestimmen kann und ein möglichst objektives Maß liefern soll.
    Dabei spielte das Alter der Befragten eine Rolle. So empfanden ältere Menschen die Hahnenschreie generell als unangenehmer. Allgemein hänge ein starkes Gefühl der Abneigung vor allem mit der Rauigkeit des Schreis und einem hohen spektralen Energieanteil bei 4.000 Hertz zusammen.
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    Studie kann bei Gerichtsurteil zu Lärmbelästigung helfen

    Von den Erkenntnissen dieser Studie verspricht man sich zielführende Hilfe in anderen Bereichen. Bei Konflikten zwischen Nachbarn sind schreiende Hähne regelmäßiger Streitpunkt. Bis jetzt wird vor Gericht dabei vor allem anhand des Lärmpegels des Hahns entschieden. Denn nach Paragraph 3 Absatz 2 Landesimmissionsschutzgesetz sind Tiere so zu halten, dass sie Anwohner nur geringfügig durch Lärm belästigen.

    Es hängt also beim Lärm nicht nur vom Lautstärkepegel ab, sondern von ganz vielen anderen Faktoren und hier haben wir eigentlich ein objektives Maß: Dieser Hahn ist tatsächlich so und so lästig.

    Prof. Christoph Reuter, Musikwissenschaftler

    Ob ein Hahn in Nachbars Garten bleiben darf, könnte also bald durch die Qualität seiner Stimme entschieden werden.
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    Quelle: ZDF

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