Siemens: Vier-Tage-Woche in Deutschland problematisch

    Personalchefin von Elektrofirma:Siemens: Vier-Tage-Woche problematisch

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    Mehr Zeit für Familie, Hobbys und Entspannung: Viele Arbeitnehmer sehen die Vier-Tage-Woche als eine gute Lösung im stressigen Alltag an. Unternehmen wie Siemens sehen das anders.

    Mann entspannt sich an seinem Arbeitsplatz
    Weniger Arbeitstage, dafür Füße hoch? Für Unternehmen wie Siemens ist eine Vier-Tage-Woche nach eigener Einschätzung volkswirtschaftlich problematisch.
    Quelle: imago/Westend61

    Siemens-Personalchefin Judith Wiese hält die Debatte über eine Vier-Tage-Woche in Deutschland für heikel.

    Eine Diskussion über kürzere Arbeitszeiten können wir uns volkswirtschaftlich ganz klar nicht leisten.

    Siemens-Personalchefin Judith Wiese in der "Süddeutschen Zeitung"

    Denn Deutschland altere schnell und es fehlten Fachkräfte. Anstelle kürzerer Arbeitszeiten müssten die Menschen durch lebenslanges Lernen beschäftigungsfähig bleiben, betonte Wiese in der "Süddeutschen Zeitung". Und es müsse mehr Menschen ermöglicht werden, einer Beschäftigung nachzugehen, "idealerweise in Vollzeit und mit ausreichender Flexibilität".
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    Frage nach vollem Lohnausgleich

    Die Frage bei der Vier-Tage-Woche sei zudem, ob sie mit vollem Lohnausgleich eingeführt werde, betonte Wiese. "Wir sehen bei Siemens keinen Trend zur Vier-Tage-Woche."
    Obwohl sie bei Siemens heute schon möglich sei, werde dies nur von den wenigsten Arbeitnehmern in Anspruch genommen. Allerdings gibt es bei Siemens dafür auch keinen vollen Lohnausgleich.
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    Gute Erfahrungen mit Homeoffice

    Mit dem mobilen Arbeiten auf breiter Front, bei dem Siemens zu den Vorreitern gehörte, machte Wiese dagegen gute Erfahrungen. "Wir sehen nicht, dass die Leute im Homeoffice weniger produktiv sind", sagte sie der Zeitung. "Bei manchen steigt sogar die Produktivität durch flexibles Arbeiten. Und außerdem: Nur weil man im Büro sitzt, ist man nicht automatisch produktiv."
    Dies gelte auch für den Zusammenhalt der Teams: "Auch das ist ein Mythos, zu glauben, dass man für ein Zugehörigkeitsgefühl unbedingt physisch zusammensitzen muss."
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    Unter anderem Großbritannien und Island haben die 4-Tage-Woche bei gleichem Gehalt getestet. Studienergebnisse zeigen positive Auswirkungen auf Unternehmen und ihre Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer:

    • bessere Work-Life-Balance 
    • reduzierte Burn-out-Gefährdung durch Stressabbau im Arbeitsalltag
    • Verbesserung der Gesundheit und somit weniger krankheitsbedingte Ausfälle. Insbesondere Rückenschmerzen und Herzbeschwerden treten seltener auf.
    • Gesteigerte Produktivität - der Grund: Die Produktivität sinkt ab der siebten Arbeitsstunde deutlich, so die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Zusätzlich wird effizienter gearbeitet.  

    Quelle: dpa

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