Mikroplastik beim Gehen: Warum Sneaker nicht nachhaltig sind

    Mikroplastik und kein Recycling:Sneaker-Hype als Umweltkatastrophe

    von Mareike Lamboury
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    Die Sneakerindustrie boomt, gleichzeitig landen aber 380 Millionen Schuhe in Deutschland jährlich im Müll. Warum sich Sneaker fast nicht recyceln lassen und der Umwelt schaden.

    Archiv: Zahlreiche Sneaker im Ladenregal, am 26.03.2014
    Jedes Jahr werden Sneaker in verschiedenen Farben und Formen in Massen verkauft.
    Quelle: dpa

    Etwa 17 Kilogramm CO2 stecken in einem Paar Sportschuhe. Bei einem weltweiten Verkauf von circa 1,4 Milliarden Sneakern pro Jahr erreicht die CO2-Bilanz der Herstellung über 23 Millionen Tonnen. Obwohl die meisten Schuhe aus China kommen und somit über 7.000 Kilometer nach Deutschland zurücklegen, verursacht ihr Transportweg nur weniger als zwei Prozent des CO2-Fußabdrucks.
    Am stärksten ins Gewicht fällt mit 68 Prozent der CO2-Emissionen die Produktion. Die britische Autorin und Umweltaktivistin Tansy E. Hoskins besuchte selbst Schuhfabriken in China, Nordmazedonien und Bangladesch: Ihr Fazit:

    Sneaker stellen eine der größten Umweltkatastrophen unserer Zeit dar.

    Tansy E. Hoskins

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    Sneaker verursachen viel Mikroplastik

    Die Herstellung von Sneakern verbraucht enorme Mengen an Wasser und Energie. Für die Produktion eines Paares aus Leder werden durchschnittlich 8.000 Liter Wasser benötigt. Zudem werden häufig giftige Chemikalien verwendet. Bei der Ledergerbung wird mit Chrom gearbeitet, das im Prozess zu hochgiftigem Chrom VI oxidieren kann.
    Das ist nicht nur gesundheitsschädlich für die Arbeiter*innen, sondern verunreinigt auch Luft, Boden und Wasser. Mit fatalen Folgen für die lokale Bevölkerung. Auch Kunstleder ist keine umweltfreundliche Alternative: Für die Herstellung wird meist Erdöl in Kombination mit gesundheitsgefährdenden Weichmachern verwendet.
    Die Sohle der Sneaker besteht häufig aus Polyurethan, einem synthetischen Kunststoff, der ebenfalls auf Erdöl basiert und zudem beim Gehen durch Abrieb Mikroplastik erzeugt. Insgesamt zählen Schuhe zu den größten Mikroplastik-Verursachern in Deutschland, gleich hinter Autoreifen.
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    Ausgediente Sneaker - von Hype zu Müll

    Die Schuhe bestehen aus über 40 Komponenten, die mit billigem Klebstoff zusammengehalten werden.

    Michael Braungart, wissenschaftlicher Leiter Umweltinstitut Hamburg

    Darunter Plastik, Gummi, Leder oder Baumwolle. Für die Entsorgung der Schuhe gibt es keine umweltfreundliche Lösung, da ihre Bestandteile nicht getrennt und recycelt werden können. So enden viele Schuhe auf Mülldeponien, brauchen dort Hunderte von Jahren, um zu zerfallen.
    Über 380 Millionen Paar Schuhe landen in Deutschland jedes Jahr im Müll, das entspricht fast fünf Paar pro Person. Damit stehen Sneaker symbolisch für die Fast-Fashion-Industrie, in der ein Trend den nächsten jagt und kaum ein Teil langfristig getragen wird. Sneaker werden nicht nur aussortiert, wenn sie kaputt sind oder nicht mehr passen, sondern auch wenn sie nicht mehr dem aktuellen Trend entsprechen.
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    Umdenken erforderlich

    Die mangelnde Transparenz in der Industrie erschwert es, Produzenten oder Marken zur Verantwortung zu ziehen. Umso wichtiger ist es, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, woher Sneaker kommen und welche Auswirkungen ihr Konsum hat.
    "Oberstes Ziel ist es, seine Sneaker so lange wie möglich zu tragen, damit nicht so viel Neue produziert werden müssen", betont Textilexperte Kai Nebel vom Textillabor der Uni Reutlingen. Qualitativ hochwertige Schuhe können bei guter Pflege viele Jahre lang getragen werden. Dazu gehört auch, sie bei Bedarf reparieren oder reinigen zu lassen statt ein neues Paar zu kaufen.

    Sneaker gehören nicht in die Waschmaschine

    Die Reinigung, insbesondere weißer Schuhe in der Waschmaschine ist in vielen Haushalten üblich - allerdings nicht immer ratsam, da zu hohe Temperaturen oder aggressive Reinigungsmittel das Material beschädigen können.
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    Alternativ gibt es in vielen Städten professionelle Schuhreinigungen. Dort werden Sneaker von Hand aufbereitet, sodass sie wieder wie neu aussehen. Eine solche Reinigung kostet in der Regel etwa 20 Euro und ist somit umweltfreundlicher und billiger als der Kauf eines neuen Paars Schuhe.

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