Auto Shanghai 2023: Deutsche Autobauer in China unter Druck

    Auto Shanghai 2023:Deutsche Autobauer in China unter Druck

    Elisabeth Schmidt
    von Elisabeth Schmidt, Shanghai
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    Innovativ und kostengünstig: Chinas E-Auto-Industrie überholt Deutschland und setzt damit die deutschen Autobauer unter Druck. In Shanghai wollen sie nun mit E-Modellen überzeugen.

    Die kleinen, feinen Unterschiede zwischen chinesischen und deutschen Kunden-Wünschen sind auf der Auto Shanghai nicht nur an der riesigen rosa Schleife sichtbar, die auf dem Kühler des E-Autos prangt, oder an der Überraschung im Kofferraum oder der einstündigen Neuwagen-Übergabe-Zeremonie mit Fotoshooting.
    Der chinesische Durchschnitts-Fahrzeug-Käufer ist deutlich jünger als der deutsche. Passend dazu nennt Hersteller Nio seine Kunden "User". Das Elektroauto ist für viele in der Volksrepublik inzwischen ein Lifestyle-Produkt, ein erweitertes Zuhause, ein Ort für Video-Konferenzen.

    Autohersteller Nio sieht sich als "globales Startup" im Premium-Bereich

    Li Bin, Gründer und CEO von Nio sagt:

    Ich denke, wir haben einen Industriestandard in Sachen Intelligenz gesetzt.

    Li Bin, Gründer und CEO von Nio

    Sowohl in Bezug auf autonomes Fahren als auch auf intelligente Cockpits, und die Rechenleistung produziere sein Unternehmen "jetzt die stärksten der Welt für Serienfahrzeuge". Die Firma versteht sich als "globales Startup" im Premium-Bereich, unterhält im Silicon Valley ein Forschungs- und Entwicklungszentrum, in München das weltweite Design-Zentrum und in Oxford ein Zentrum für "advanced engineering". Noch schreibt die Marke rote Zahlen, doch Li glaubt an Gewinne noch in diesem Jahr.

    BMW in München und China zuhause

    Viele Innovationen rund ums E-Auto kommen mittlerweile aus China. Die deutschen Autobauer fahren dagegen auf dem rasant wachsenden E-Auto-Markt in China hinterher. Ihre Marktanteile sind verschwindend gering: Volkswagen 2,4 Prozent, BMW und Mercedes nicht mal ein Prozent. Auf der Auto Shanghai überschlagen sie sich fast mit ihrem Werben um chinesische Kunden. Auf der BMW-Präsentation ist zu hören:

    Wir kommen aus München, sind aber in China zuhause.

    BMW

    "China ist ein Selbstläufer, weil es unser größter Einzelmarkt ist und der dynamischste Markt", erklärt Volkswagen und Mercedes betont: "Wir passen unsere Autos und Technologien noch besser an die Bedürfnisse unserer chinesischen Kunden an."

    China hat hohen Kostenvorteil bei E-Autos

    Die einst so beliebten deutschen Luxus-Verbrenner werden in China immer weiter ausgemustert. In großen Städten müssen Autofahrer mittlerweile viel Geld bezahlen, wenn sie einen Benziner neu zulassen wollen. Die blauen Nummernschilder werden gar versteigert, für Tausende von Euro. Die Zulassung von grünen E-Fahrzeugen ist dagegen fast umsonst. Im Rennen um Absatzzahlen tobt auf Chinas E-Auto-Markt außerdem eine regelrechte Preisschlacht. Professor Heike Proff, Automobil-Expertin an der Universität Duisburg, erklärt:

    Das ist auch deswegen ein Problem, weil die Chinesen sehr kostengünstig sein können, weil sie die ganze Wertschöpfungskette besetzen.

    Prof. Heike Proff, Automobil-Expertin

    Von den Rohstoffen über die Batterie-Fertigung bis zur Produktion von Elektrofahrzeugen sei alles weitgehend in chinesischer Hand. "Während die Europäer auf Zulieferer und im Moment auch auf etwas instabile Lieferketten angewiesen sind und damit auch teurer werden", sagt Proff.
    Auto-Zulieferer und das Verbrenner-Aus
    Während Autohersteller den Weg der E-Mobilität schon längst beschritten haben, sind es vor allem die Zulieferer, die sich noch auf das Ende des Verbrennermotors einstellen müssen.07.03.2023 | 2:28 min

    Deutsche Autobauer wollen in China wieder vorne mitfahren

    Problem für die deutschen Hersteller: Viele Komponenten für deutsche Elektroautos kommen aus China, Zoll-Gebühren inklusive. 2020 importierten deutsche Hersteller fast ein Drittel ihrer Lithium-Ionen-Batterien aus der Volksrepublik. Außerdem stellt China fast 85 Prozent der weltweiten Dauermagneten her, die in Elektromotoren verbaut werden.
    Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Deutschen Automobilindustrie, sieht die Verantwortung auch bei der Bundesregierung: "Erst einmal müssen wir unsere eigenen Hausaufgaben machen in Europa, in Deutschland, weit über die Automobilindustrie hinaus", sagt sie ZDFheute in Shanghai.
    Die deutschen Hersteller wollen dort nun wieder vorne mitfahren: Allein Volkswagen präsentiert auf der Automesse 20 E-Fahrzeuge. Interview-Anfragen von ZDF und ARD lehnen alle deutschen Autobauer ab. Begründung: Kein Zeitslot vorhanden! Bevorzugt werden dafür chinesische Influencer und die Staatsmedien. Fast schon symbolisch für die aktuelle Lage auf dem E-Automarkt.

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