"Es ist jetzt zwölf Jahre her", sagte die 73-jährige Fumiko Sugawara aus der vom Tsunami zerstörten Küstenstadt Kesennuma am Grab ihres Mannes und anderer Familienmitglieder, wie im Fernsehsender NHK zu sehen war. "Wir haben überlebt, also passt bitte auf uns auf", bat sie die Verstorbenen in einem Gebet.
Fukushima verstrahlt: Viele Bewohner kehrten nicht zurück
Auch das am Meer gelegene Akw Fukushima war kurz nach dem Erdbeben von einer fast 15 Meter hohen Tsunami-Welle getroffen worden. Das Kühlsystem des Kraftwerks fiel aus, in drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze. Es war das schlimmste Atomunglück seit der Tschernobyl-Katastrophe von 1986.
Infolge des Bebens und des Tsunamis starben etwa 18.500 Menschen. Die Umgebung des zerstörten Atomkraftwerks wurde großflächig radioaktiv verstrahlt, rund 165.000 mussten ihr Zuhause verlassen oder gingen freiwillig. Bis heute sind viele Menschen nicht in ihre Häuser zurückgekehrt.
Japan will Rückkehr zur Atomkraft beschleunigen
Noch immer sind die meisten Atomreaktoren in Japan abgeschaltet. Pläne der Regierung, zur Nutzung der Atomkraft zurückzukehren, sind aber immer weniger umstritten. Die weltweite
Energiekrise, die durch den russischen Angriffskrieg in der
Ukraine ausgelöst wurde, hat auch in Japan für stark steigende Strompreise gesorgt.
Unter dem Eindruck der Energiekrise will die japanische Regierung die Rückkehr zur Atomkraft nun beschleunigen. Ministerpräsident Fumio Kishida hat gefordert, sieben Reaktoren wieder in Betrieb zu nehmen und neue Reaktoren mit verschärften Sicherheitsvorkehrungen zu bauen.
Aktuelle Umfragen der Zeitungen "Asahi Shimbun" und "Yomiuri Shimbun" zeigen, dass zum ersten Mal seit 2011 eine Mehrheit der Menschen in Japan den Plan unterstützt.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte die Pläne als "völlige Missachtung derer, die unter den Folgen der Nuklearkatastrophe von 2011 gelitten haben und weiterhin leiden."
Kühlwasser soll ins Meer abgeleitet werden
Derweil beginnt Japan spätestens im Sommer mit der umstrittenen Ableitung riesiger Mengen gefilterten Kühlwassers aus den zerstörten Reaktoren. Diese müssen derzeit weiter mit Wasser gekühlt werden, deren Menge durch einsickerndes Regen- und Grundwasser täglich zunimmt.
Es wird in riesigen Tanks gelagert, doch nun gehe der Platz aus, so der
Betreiber Tepco. Daher soll es gefiltert und verdünnt ins Meer geleitet werden.
Ab 2023 soll das kontaminierte Wasser vom Atomkraftwerk in Fukushima ins Meer geleitet werden. 17.06.2021 | 28:00 min
Nachbarstaaten, örtliche Fischer und umliegende Landkreise fürchten mögliche Gesundheitsgefahren. Tepco und die Regierung versichern dagegen, die Auswirkungen seien zu vernachlässigen. Das Wasser werde vor dem Ablassen so behandelt, dass seine Schadstoffkonzentrationen bereits weit unter den Grenzwerten lägen.
Ausnahme ist das Isotop Tritium, dessen Langzeitauswirkungen auf Umwelt und Menschen Wissenschaftlern zufolge noch weitgehend unbekannt sind. Teil des überarbeiteten Regierungsplans sind auch größere Finanzhilfen für Fischer.
Am 11. März 2021 jährt sich zum zehnten Mal die Tsunami- und Atomkatastrophe von Japan, die bis zu 20.000 Menschen das Leben und rund 160.000 Japaner ihre Heimat kostete.
Quelle: AFP, dpa, AP