Wie hat die erste Frau auf einem der wichtigsten Kabinettsposten ihren Job gemacht, und wie hat der Mensch Baerbock sich verändert? Viel Einarbeitungszeit hat sich die Grünen-Politikerin nicht gönnen können.
Gleich nach den schwierigen Koalitionsverhandlungen, die auf die Bundestagswahl 2021 folgten, wird sie mit der harten Realität der Realpolitik konfrontiert: Zwischen ihrer Amtseinführung und dem Überfall Russlands auf die Ukraine liegen nur 78 Tage. Baerbock: "Es hätte eine ganz andere deutsche Außenpolitik gegeben, damit auch eine wahrscheinlich andere Außenministerin, hätte es diesen russischen Angriffskrieg nicht gegeben." Seither hat Annalena Baerbock die Ukraine viermal bereist und sich im Streit um die Härte der Sanktionen gegen Moskau und um die Lieferung schwerer Waffen an Kiew deutlich positioniert.
Ihre klare Haltung zu einer wertebasierten Außenpolitik bringt ihr Respekt ein, fordert aber auch Kritiker heraus – nicht zuletzt in ihrer eigenen Partei. Kein Außenminister vor ihr musste so sehr mit den Widersprüchlichkeiten eigener Glaubenssätze und politischen Handelns ringen wie sie. "Ich zweifle immer wieder. Aber wer nicht zweifelt, der ist entweder ideologisch verbohrt oder hat keine Selbstreflexion. Und Zweifel, Selbstkritik gehört aus meiner Sicht nicht nur zum menschlichen Wesen, sondern zu starker Politik", reflektiert Annalena Baerbock im Interview mit dem ZDF.
Die Kameras begleiten die Außenministerin auf ihren Reisen um die Welt (Irak, Brasilien, Kolumbien, Panama, USA, Ukraine). Begegnungen mit Betroffenen und Amtskollegen, Fernsehinterviews und Pressekonferenzen zu globalen Krisen und Konflikten sowie die Leitung eines Bundesministeriums (mit über 12.000 Bediensteten weltweit) gehören zu ihrem Alltag.
Der Film zeigt Baerbock im Camp für Binnengeflüchtete in Kurdistan, mit Kindern spielend in einem Zelt im Südirak, als Rednerin bei der UNO und beim Treffen mit Politikern in Brasilien. Überall und immer laufen Kameras mit, jedes Wort wird gewertet und hat Folgen. Die Häme im Internet ist groß, wenn Baerbock sich Versprecher leistet.
Wie hat sich die ehemalige Leistungsturnerin auf die Herausforderungen ihres Amtes eingestellt? Wie sieht sie sich selbst, und wie wird sie von politischen Weggefährten und Widersachern gesehen?
Interviews unter anderen mit Norbert Röttgen (CDU), Dorothee Bär (CSU), Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Sahra Wagenknecht (DIE LINKE) und den Journalisten Christoph Schult ("DER SPIEGEL") und Marc Felix Serrano ("NZZ") runden das Bild ab, das Annalena Baerbock im Gespräch mit "ZDFzeit" von sich selbst zeichnet.
- Kamera - Jan Müller, Benedict Sicheneder