Sie ist eine der bekanntesten Lügen der Geschichte: Die Dolchstoßlegende. Das Deutsche Reich habe den Ersten Weltkrieg nicht an der Front verloren, sondern die „im Felde unbesiegten“ Soldaten seien durch Zivilisten aus der Heimat, die den Waffenstillstand erzwungen hätten, verraten worden. Das ist der Kern der Dolchstoßlegende, besser: der Dolchstoßlüge. Denn militärisch war das Deutsche Reich im Herbst 1918 geschlagen, die Niederlage unabwendbar. Die verantwortliche Oberste Heeresleitung (OHL) um Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff hatten den Waffenstillstand selbst eingeleitet. Doch nach dem Krieg wollen sie davon nichts wissen, sie verbreiten die Lüge vom „Dolchstoß”.
Verschiedene nationalistische Kreise und Parteien greifen die Erzählung auf, besonders nach dem Friedensschluss von Versailles, den viele in Deutschland als „Schande” empfinden. Sie setzen die Propagandalüge ein, um ihre Gegner zu diskreditieren und richten sie je nach Situation gegen ganz unterschiedliche Gruppen: Mal sollen Demokraten, allen voran die SPD, an der Niederlage schuld sein, mal Kommunisten oder die deutschen Frauen, mal Juden. Später machen sich auch Adolf Hitler und die NSDAP der Lüge zunutze.