Bis 2050 sollen alle Menschen in Europa mit erneuerbarer Energie versorgt werden – nur so können wir uns und nachfolgende Generationen vor den Folgen der Klimakrise bewahren. Aber auch wenn Windkraft und Fotovoltaik stark ausgebaut werden, ein Problem bleibt: Energie aus Sonne und Wind ist vom Wetter abhängig, sie steht nicht kontinuierlich und überall zur Verfügung. Nur wenn sich die grüne Energie speichern lässt, wird sie fürs Netz regelbar und damit zuverlässig nutzbar. Harald Lesch geht der Frage nach, wie die Energiewende gelingen kann – trotz schwankender Energieerträge aus Windkraft- und Fotovoltaikanlagen.
Im Kleinen vollzieht sich die Energiewende schon, in einzelnen Haushalten, Siedlungen und Städten. Doch wenn alle Menschen in Europa, die Industrie und sämtlicher Verkehr mit der Energie aus Sonne und Wind versorgt werden sollen, braucht es neue Speichertechniken mit ausreichender Kapazität. Bei einer gleichbleibenden Frequenz von rund 50 Hertz ist unser Stromnetz stabil. Wird plötzlich viel mehr oder viel weniger Strom verbraucht, als produziert wird, verändert das die Frequenz und das Netz droht instabil zu werden.
Pumpspeicherkraftwerke können die Schwankungen ausgleichen: Ist Strom im Überfluss vorhanden, wird er dazu genutzt, Wasser in ein hoch gelegenes Speicherbecken zu pumpen. Bei Bedarf wird das Wasser wieder abgelassen und mit der Wasserkraft wieder Strom erzeugt. Aber in Deutschland gibt es aufgrund der Topografie wenig geeigneten Raum für neue Pumpspeicher. Norwegen mit seinen über 1200 Speicherkraftwerken könnte hier helfen – als eine Art Superbatterie für Europa. Der Plan: Wenn bei uns die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht, schickt Norwegen grünen Strom aus seiner Wasserkraft zu uns. Haben wir grünen Strom im Überfluss, schicken wir ihn nach Norwegen – die dortigen Wasserspeicher bleiben für den Bedarfsfall gefüllt. Doch der Austausch macht uns abhängig, und beim Transport der Energie über Leitungen entstehen Verluste.