Weltweit fahnden internationale Forschungsteams nach den Ursprüngen von Pandemien – und entdecken überraschende Zusammenhänge, die zur Verbreitung von Erregern führen. Ihre Erkenntnisse bieten die Chance, die nächste Pandemie verhindern zu können. Harald Lesch klärt, wie Erreger ihren Weg zum Menschen finden – und wie man dieses Wissen nutzen kann, um die nächste Pandemie zu verhindern.
Wie Erreger zu uns finden
Der Erreger von Covid-19, das Virus Sars-CoV-2, sprang wahrscheinlich auf dem Wildtiermarkt in Wuhan auf den Menschen über. Weltweit bergen solche Märkte die Gefahr der nächsten Pandemie, denn viele Wildtiere tragen Viren in sich. Bei engem Kontakt besteht die Gefahr, dass Viren die Artengrenze durchbrechen und auch Menschen befallen können. Im Gespräch mit der Tropenmedizinerin Camilla Rothe klärt Harald Lesch, warum solche Zoonosen besonders tückisch sind. Auf sogenannten „Wet Markets“, auf denen Tiere lebend gehandelt und geschlachtet werden, ist die Gefahr eines Übersprungs besonders hoch. Doch die Wildtiermärkte haben nicht nur eine lange Tradition – sie sind oft auch eine lebensnotwendige Einkommensquelle für die Bevölkerung.
-
-
-
-
-
Vogelgrippe – wie passiert der Artensprung?
Ob eine lokale Epidemie zu einer Pandemie anwachsen kann, entscheidet vor allem, wie gut ein Erreger an den Menschen angepasst ist. Forschende in den Niederlanden untersuchen Fälle von Vogelgrippe bei Seehunden. Seehunde sind wie wir Menschen Säugetiere, wenn sich das Vogelgrippe-Virus an Seehunde anpassen kann, dann auch an uns. Weltweit gibt es bereits hunderte Fälle von Vogelgrippe bei Menschen – vor allem in Asien. Zumeist stecken sich die Menschen bei Nutzgeflügel an. Und genau darin liegt auch die mögliche Lösung, um zukünftige Infektionen zu vermeiden.
Borreliose – was Hot Spots verraten
Auch bei der Borreliose zeigt sich, wie unser Verhalten zur Verbreitung von Erregern beiträgt. In den USA gibt es Orte, an denen die durch Zecken übertragene Infektion besonders häufig ist. Forschende vermuten, dass hier ein höherer Anteil der Zecken das verantwortliche Bakterium in sich tragen – nur warum? Antworten liefern Untersuchengen von Weißfußmäusen, denn bei ihnen stecken sich die meisten Zecken an.
Forschende haben beobachtet, dass sich die Mäuse dort, wo Menschen Wälder gerodet und ausgedünnt haben, besonders gut vermehren. Wenn ein Wald in kleine Flächen zerteilt ist, wird es für große Tiere wie Füchse oder Hirsche zu eng. Ihre Bestände gehen zurück. Kleine Säuger brauchen nicht so viel Platz und haben jetzt auch noch weniger Feinde und Futterkonkurrenten. Ideale Bedingungen für die Vermehrung. Für die Zecken wiederum beschränkt sich die Auswahl an Tieren, die sie befallen können. Wenn es keine großen Tiere mehr gibt, stürzen sie sich eben auf die Weißfußmäuse - und sind deshalb viel häufiger mit Borreliose infiziert. Diese Hot Spots verraten eine Kettenreaktion in den umliegenden Wäldern, die eine Übertragung des Erregers auf den Menschen wahrscheinlicher macht.