Nie zuvor arbeiteten so viele Menschen im Homeoffice wie während der Pandemie. Doch die Krise hat auch neue Möglichkeiten eröffnet: Mobiles Arbeiten könnte den Alltag vieler nachhaltig verändern. Liegt darin die Chance auf ein besseres Leben?
Harald Lesch zeigt, was die Wissenschaft und wir über uns selbst aus diesem unfreiwilligen Großexperiment gelernt haben und welche Möglichkeiten für eine bessere Zukunft die Pandemie eröffnet hat.
Vor der Pandemie war der Alltag der meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer klar getaktet. Mit dem Lockdown galt plötzlich die Pflicht zum Homeoffice. Für viele ein ganz neues Arbeitsgefühl - und für Forschende der Psychologie und Chronobiologie ein regelrechter Glücksfall: ein Experiment unter Realbedingungen. Doch mit welchem Ergebnis? Der biologische Rhythmus eines Menschen wird von Genen gesteuert. Sie regulieren den Schlaf-Wach-Rhythmus und bestimmen so den sogenannten Chronotyp – Frühaufsteher oder Nachtmensch. Die Mehrheit der Erwachsenen gehört zum Abendtyp: Bei ihnen wird das Schlafhormon Melatonin erst spät ausgeschüttet, sodass sie abends schlicht nicht müde sind. Feste Bürozeiten zwingen sie, dann am Morgen wieder früh aufzustehen. Ein Leben wie in einer fremden Zeitzone – es entsteht ein sogenannter „Social-Jetlag“. Dieses „Gegen-den-inneren-Rhythmus“ leben führt nicht nur zu Schlafmangel, sondern schwächt auch das Immunsystem. Studien zeigen, im Homeoffice konnten die Betroffenen ihren Tagesablauf besser ihrem Chronotyp anpassen. Damit sank ihre Anfälligkeit für Niedergeschlagenheit bis hin zur Depression und auch Schlafprobleme gingen zurück. Faktoren, die sich positiv auf das Immunsystem auswirken. Die Pandemie als Chance, mehr dem eigenen Chronotyp folgen zu können. Trotz allgemeiner Sorgen und Doppelbelastung insgesamt eine positive Erfahrung.
Bildquelle: colourbox
Während des Lockdowns stiegen die Fallzahlen von Depressionen um mindestens ein Viertel an. Vor allem bei Menschen, die schon vorher depressive Phasen hatten, erhöhte sich das Risiko, an einer Depression zu erkranken. Das am meisten genannte Problem waren die fehlenden sozialen Kontakte. Umfragen zeigen, dass das Gefühl der Einsamkeit während der Covid-19-Pandemie in allen Altersgruppen zugenommen hat – allerdings nicht gleichmäßig: Vor der Pandemie waren besonders Menschen über 80 Jahren betroffen, gefolgt von den 18- bis 30-Jährigen. Doch während der Pandemie drehte sich das Verhältnis um: Jetzt leiden die Jüngeren am häufigsten unter Einsamkeit. Die Pandemiebedingungen scheinen sie besonders zu treffen. Forschende nehmen an, dass das Von-zu-Hause-Studieren und -Arbeiten dabei eine wichtige Rolle spielt. Denn oft ist ein Großteil der sozialen Kontakte an die Arbeit geknüpft. Schon vor der Pandemie interessierten sich Forschende für den Einfluss von Einsamkeit auf Lebenserwartung und Krankheitsrisiko. Sie verglichen die Gesundheitsdaten von Menschen mit fehlenden sozialen Kontakten mit dem Durchschnitt der Bevölkerung – auf Basis von über 300.000 Personen. Ihr Fazit: Einsamkeit über längere Zeiträume erhöht das Risiko für psychische und körperliche Erkrankungen wie Depression, Demenz, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und verringert damit die Lebenserwartung. Einsamkeit stellt ein ähnlich hohes Risiko für die Gesundheit dar wie Rauchen und ist sogar bedeutender als Fettleibigkeit und Bewegungsmangel. Sollte sich Arbeit in Zukunft tatsächlich mehr in den digitalen Raum verlagern, muss dieses Risiko stärker in den Fokus der Forschung rücken und bei der Gestaltung unseres Arbeitsalltags mehr berücksichtigt werden.
Selbst wenn virtuelle Begegnungen den persönlichen Kontakt nicht ersetzen können, liegen darin auch Chancen. Avatare, virtuelle Doppelgänger, könnten sich stellvertretend für uns im virtuellen Raum begegnen. Technisch ist inzwischen schon vieles möglich, doch es fehlt noch an wichtiger Grundlagenforschung zur Akzeptanz der Avatare. Denn wir akzeptieren eine künstliche Figur nur, wenn wir uns mit ihr identifizieren können. Am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften wird erforscht, wie sich unsere Reaktion auf virtuelle Stellvertreter messen lässt. Am Fraunhofer Heinrich-Hertz Institut in Berlin versucht man, die neu gewonnenen Erkenntnisse später umzusetzen. Während der Pandemie ist die Nachfrage nach virtuellen Lösungen deutlich gestiegen, zum Beispiel bei der digitalen Kommunikation, oder auch beim E-Learning. Auch die Industrie setzt große Hoffnungen auf Virtual Reality. Firmen sehen vor allem in den Bereichen Social Media und Gaming gewaltige Geschäftsfelder der Zukunft. Die Grundlagenforschung soll helfen, Anwendungen weiterzuentwickeln – aber auch auszuloten, wo der Einsatz virtueller Realität nicht sinnvoll ist. Denn das Potenzial der Virtual Reality für die Zukunft sehen die Forschenden darin, unseren Alltag zu ergänzen, nicht die echte Realität zu verdrängen.
Paris gilt international als Vorreiter bei neuen Konzepten im Städte- und Wohnungsbau. Die französische Hauptstadt gehört bisher zu den verkehrsreichsten Städten Europas. Ausgangspunkt der Überlegungen ist, wie der Verkehr radikal reduziert werden kann. Denn Paris will bis 2050 CO2-neutral sein. Um das zu erreichen, wird vor allem auf das Fahrrad gesetzt. In jeder Straße werden Fahrradwege ausgewiesen. In der Vorstellung der Stadtplaner sollen viele Flächen, die einst dem Verkehr vorbehalten waren, zu Grünflächen und öffentlichen Plätzen umgewandelt werden. Ein Umdenken, das die Viertel in den Fokus stellt: Sie sollen zum Herzen des städtischen Lebens werden. Eine Idee, die in den letzten 100 Jahren immer wieder verfolgt wurde, jetzt aber unter dem Schlagwort „15-Minuten City“ neuen Aufschwung erlebt: Alles zum Leben Nötige soll in einem Umkreis von maximal 15 Minuten zu Fuß erreichbar sein. Büroflächen, die aufgrund von Homeoffice nicht mehr gebraucht werden, könnten in sogenannte „Coworking Spaces“ umgewandelt werden. Solche flexiblen Arbeitsplätze direkt in Wohnnähe bieten Menschen eine Alternative zum reinen Arbeiten von zu Hause aus. Die Planer überlegen auch, staatliche Einrichtungen und ihre Innenhöfe außerhalb der Dienstzeiten öffentlich zugänglich zu machen. So könnten zum Beispiel Bildungsstätten gleich mehrere Funktionen im Viertel erfüllen und nicht nur als Schulen und zur Kinderbetreuung dienen, sondern auch Freizeitmöglichkeiten und öffentliche Flächen für die Gemeinschaft bieten. Im Zentrum der 15-Minuten-City soll nicht der Verkehr, sondern der Mensch stehen. Auch in Deutschland werden immer mehr Flächen, die dem Autoverkehr vorbehalten waren, umgewandelt. Lebendigere Viertel und mehr Gemeinschaft: eine echte Chance für die Zukunft.
Warum es so wichtig ist, die Corona-Pandemie auch als Testfall für unsere Zukunft anzuerkennen und was sie für unsere Gesellschaft bedeutet.
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