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Corona - Wege aus der Krise

Das neue Coronavirus - hat unser Leben grundlegend verändert. Wissenschaftler auf der ganzen Welt forschen an Methoden, mit denen sich die Pandemie eindämmen lässt. Welcher Weg führt aus der Krise?

Videolänge:
33 min
Datum:
05.05.2020
:
UT - DGS
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 05.05.2025

Entscheidend ist der Sieg über das Virus. Waren Maßnahmen wie Ausgangsbeschränkungen und "social distancing" effektiv? Welche Relevanz haben die neuen Antikörpertests? Noch gibt es mehr Fragen als Antworten. Harald Lesch zeigt die neuesten Entwicklungen und diskutiert mit Frau Professor Ulrike Protzer neue Erkenntnisse der Wissenschaft.

Woher kam das Virus?

In der chinesischen Metropole Wuhan begann der Weg des neuen Coronavirus um die Welt. Der Ursprung des Virus ist immer noch unbekannt und Nährboden wildester Gerüchte und Theorien. Machte es den entscheidenden Sprung zum Menschen von Fledertieren? Oder vom Pangolin? Nichts ist derzeit bewiesen. Diese Unsicherheit ist der Nährboden für Spekulationen. Manche glauben an einen Laborunfall. Andere an eine geheime Biowaffe.

Das Problem mit den Zahlen

Auf welcher Grundlage wurden in Deutschland Maßnahmen getroffen? Welche Zahlen dienten Mitte März der Bundesregierung als Orientierung? Zwei Werte sind entscheidend. Zum einen die Reproduktionszahl R. Sie gibt an, wie viele Menschen ein Erkrankter durchschnittlich ansteckt. Zum anderen die Letalität L. Sie beschreibt, wie viele Infizierte an der Krankheit sterben. Klingt einfach, doch die Bestimmung dieser Werte ist alles andere als leicht. Vor allem die Zahl der Infizierten ist fehlerbehaftet. Schätzungen zufolge könnten mehr als 80 Prozent der Infektionen unerkannt bleiben. Da die Zahl der Verstorbenen sicher bekannt ist, wäre die Letalität in diesem Fall tatsächlich niedriger, das Virus weniger tödlich als bislang angenommen.

Und auch die Reproduktionszahl wird durch die Dunkelziffer verfälscht. Bleiben viele Infektionen unerkannt, ist die ermittelte Reproduktionszahl R zu niedrig. Wird auf einmal viel getestet, steigt R – auch wenn sich die wahre Ausbreitungsdynamik nicht verändert hat. Die Entscheidung, was zum Schutz der Bevölkerung zu tun ist, fußt daher auf Ungewissheiten. Nur eines war allen Politikern von Anfang an klar: Ein plötzlicher Anstieg der Neuinfektionen wäre zumindest ein Alarmzeichen.
Es galt – trotz aller Unisicherheiten in der Zahlenbasis – eine unkontrollierte Ausbreitung in Deutschland zu verhindern. Die getroffenen Maßnahmen waren erfolgreich: Das Virus scheint sich nur noch langsam auszubreiten. Wie sich die ersten Lockerungen auswirken, muss sich noch zeigen. Die Dunkelziffer ist noch immer nicht ausreichend bekannt, die Bewertung der Lage bleibt schwierig.

Könnte Blutplasma ein Heilmittel sein?

Historisches Bild: Emil von Behring mit Assistenten
Emil von Behring ging als "Retter der Kinder" in die Medizingeschichte ein.

Der Arzt Emil von Behring findet Ende des 19. Jahrhunderts eine Möglichkeit, mit dem Blut von Tieren Erkrankte zu heilen. Für die Blutserumtherapie erhält Behring 1901 den ersten Nobelpreis für Medizin. Auch jetzt ruhen die Hoffnungen der Forscher auf dem Blut von Infizierten, die Covid-19 überstanden haben. Das Prinzip dahinter ist so einfach wie genial: Nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 bildet das Immunsystem Antikörper gegen das Virus. Nach überstandener Krankheit lassen sich diese Antikörper für Erkrankte gewinnen. Vom Blut wird nur das Plasma benötigt, das die wertvollen Abwehrstoffe besitzt. Die Idee dahinter: das Immunsystem Schwerstkranker durch die Antikörper zu unterstützen.

Erfolgreiche Einsätze in der Vergangenheit, etwa bei der Spanischen Grippe, der Sars-Pandemie und auch bei Ebola, geben Hoffnung. Doch um statistisch gesicherte Aussagen über Wirksamkeit und Verträglichkeit der Therapie zu treffen, benötigt es viel mehr belastbare Daten. Für den Einsatz bei Covid-19 stehen die Untersuchungen noch am Anfang. Klinische Studien sind aber bereits im vollen Gange.

Wie hoch ist die Dunkelziffer?

Das Coronavirus gleicht einem unsichtbaren Feind: Ein Großteil der Befallenen bleibt symptomfrei, ist aber trotzdem hoch infektiös. Wie hoch kann die Dunkelziffer wirklich sein?

Die Jagd nach Medikamenten

Grafik: Remdesivier
Die Suche nach Medikamenten ist weltweit ein Wettlauf gegen die Zeit.

Remdesivir ist einer von mehr als 80 Wirkstoffen, die weltweit gegen Covid-19 geprüft werden. Daneben erhofft man sich einen zeitlichen Vorteil bei Medikamenten, die schon gegen andere Krankheiten zugelassen wurden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die sogenannte „Solidarity“-Studie initiiert. Tausende Covid-Patienten sollen teilnehmen, um eine breite Datengrundlage zu gewinnen. Neben Remdesivir sind die Malariamittel  Chloroquin und Hydroxychloroquin und das HIV-Kombipräparat Lopinavir und Ritonavir im Test. Ergänzend will man die Wirkstoffe in der europäischen „Discovery“-Studie an 3.200 Patienten erproben. Es gibt generell nur wenige Medikamente gegen Viren. Denn Viren haben keinen eigenen Stoffwechsel. Coronaviren kapern Zellen und programmieren deren Stoffwechsel für die eigene Vermehrung um. Viren anzugreifen, ohne die Zellen eines infizierten Menschen zu schädigen, ist daher schwierig. Beim Coronavirus sehen Forscher jedoch mögliche Angriffspunkte im Vermehrungszyklus: Das Virus dockt an eine Zelle an und schleust sein Erbgut ein. Die Zelle stellt dann unter anderem ein Enzym her, welches das Virenerbgut kopiert, und ein weiteres, das Virenbausteine „zuschneidet“. So entstehen Mengen neuer Viren. Mit den verschiedenen Wirkstoffen testet man nun, an welcher Stelle sich dieser Zyklus stoppen lässt. 

In rund 180 Kliniken weltweit wird Remdesivir im Rahmen der sogenannten „SIMPLE“-Studie an Covid-Patienten mit schweren Krankheitsverläufen getestet. Erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich der Zustand von Patienten verbessert. Laut vorläufiger Ergebnisse einer US-Studie erholten sich Covid-Patienten mit Remdesivir durchschnittlich vier Tage schneller als Patienten, die ein Placebo erhielten. Noch ist die Datenlage unsicher, aber in den USA wurde der begrenzte Einsatz gegen Covid-19 bereits genehmigt. Die Suche geht weltweit weiter. Experten gehen davon aus, dass man mehrere verschiedene Medikamente gegen die Erkrankung brauchen wird. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

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