Die einen Gründen aus idealistischen Motiven, die anderen hoffen, dass aus ihrer Idee ein milliardenschweres Unicorn wird: Knapp 2500 Start-ups wurden 2023 in Deutschland gegründet. Hinter jedem Unternehmen stecken Gründer mit ganz persönlichen Zielen, Ängsten und Motiven.
Zu viel Stress gefährdet Leistungsfähigkeit & Start-up
„Bis 40 arbeiten und dann finanziell ausgesorgt haben“, so beschreibt Ralf Wagner seine Motivation. 2019 gründet er „E-Lyte“ zusammen mit drei Ex-Kommilitonen. Vor der Gründung holt sich der Batteriespezialist erst das „Go“ seiner Frau ein.
Schon damals ist Wagner klar, dass die Entscheidung ein Start-up zu gründen auch seine Familie belasten würde. Das hat sich bewahrheitet: seit der Gründung sind 14-Stunden-Tage und Arbeit am Wochenende für Wagner die Regel. Tag für Tag muss er entscheiden, wieviel Zeit er seinem Unternehmen und wieviel Zeit er seiner Familie widmet.
Klare Abgrenzung ist nötig
Die ständige Erreichbarkeit und die Verantwortung für die Millionenbeträge, die ihm seine Investoren anvertraut haben, hat auch Sebastian Rakers stark belastet. Der Meeresbiologe hat 2019 „Bluu Seafood“ gegründet. Seine Idee: Fischzellen in Bioreaktoren vermehren und daraus Fischstäbchen, Sushi und Kaviar herstellen.
In den ersten Jahren nimmt er die Anspannung aus dem Job mit nach Hause. Seiner Frau wird das irgendwann zu viel. Rakers zieht die Reißleine und engagiert einen Coach. Seitdem kommt er mit dem „Mental load“ als Gründer besser zurecht und rät anderen Gründern dazu, sich ebenfalls professionelle Hilfe zu holen.
Nicht ohne meinen Bruder
Wer im Team ein Unternehmen gründet, sollte sich aufeinander verlassen können. Was liegt da näher als das mit jemanden zu tun den man schon gut kennt? Das haben sich auch Nathanael und Johannes Laier aus Würzburg gedacht und das Start-up „WeSort.AI“ gegründet.
Das Start-up, das künstliche Intelligenz bei der Mülltrennung einsetzt, ist erfolgreich. Aber die Brüder mussten erst lernen, zwischen ihren Rollen als Bruder und Geschäftspartner zu unterscheiden. „Mittlerweile gelingt uns das gut“, finden sie „auch wenn wir in Unternehmensfragen unterschiedlicher Meinung sind, belastet das unser privates Verhältnis nicht mehr“.
Unternehmenswachstum wird zur Herausforderung
Patric Faßbender und Marcus Stahl haben geschafft, wovon viele Gründer träumen: 2013 haben die beiden Düsseldorfer das Unternehmen „Tonies“ gegründet und ein Audioabspielgerät für Kinder, die „Tonie-Box“, erfunden. 2019 gewinnen sie für ihre Idee den Deutschen Gründerpreis. 2021 geht das Unternehmen sogar an die Börse.
Auch wenn er immer Freude daran hat sein Unternehmen weiter zu entwickeln, ist Patric Faßbender irgendwann ausgelaugt und schrammt an einem Burn-out vorbei. Mit Unterstützung seines Teams überwindet er diese Phase. Trotzdem ziehen sich beide Gründer 2023 aus ihrem Unternehmen zurück, als sie realisieren, dass sie die neuen Herausforderungen, die mit dem Börsengang verbunden sind, nicht annehmen wollen.