Taylor Swift, Adele, Justin Timberlake – wer diese Mega-Stars live sehen will, muss locker 100 bis 300 Euro hinblättern. Die Gründe für die teuren Konzerttickets liegen offenbar auf der Hand: aufwändige Mega-Shows, Tonnen an Equipment und jede Menge Personalkosten. Und klar, auch an der Konzertbranche ist die Inflation nicht spurlos vorbeigegangen. Aber: Das ist nur die halbe Wahrheit.
Die Gewinner des Konzert-Booms
Im Markt um teure Konzerttickets steckt auch deshalb eine Menge Musik, weil es für wenige große Player ziemlich viel zu gewinnen gibt. Für Unternehmen wie CTS Eventim und Ticketmaster etwa. Ticketmaster gehört zum US-amerikanischen Konzern Live Nation Entertainment. Der Konzern dominiert den internationalen Musik- bzw. Veranstaltungsmarkt und kam 2023 auf einen Umsatz von 22,7 Milliarden US-Dollar.
Nur in Europa hat das börsennotierte Unternehmen ernsthafte Konkurrenz: die ebenfalls an der Börse notierte CTS Eventim aus Bremen. Umsatz 2023: Fast 2,4 Milliarden Euro. Dazu gibt‘s noch einige andere – kleinere – Unternehmen auf dem Markt.
Aber: Viele Ticketanbieter und Veranstalter wurden in den letzten Jahren von CTS Eventim aufgekauft. Der Clou ihres Geschäftsmodells: Sie profitieren nicht nur vom Verkauf der Konzerttickets, sondern haben den kompletten Musikevent-Markt durchzogen. Veranstaltungsfirmen, riesige Locations wie die LanxessArena und große Festivals wie Hurricane oder Rock am Ring – CTS eventim mischt überall mit und das lohnt sich eben.
Kleine Künstlerinnen und Künstler haben Probleme
Auch Tickets für mittelgroße Acts und Newcomer sind in den letzten Jahren teurer geworden. In den Umsätzen der kleinen Player schlagen sich die Preissteigerungen aber kaum nieder. Im Gegenteil: Immer mehr kleine Clubs mussten in den letzten Jahren dicht machen, Konzerte, oder sogar ganze Touren abgesagt werden.
Ein Grund laut Branchenexpert*innen: Neben allgemein gestiegenen Produktionskosten, führten teure Konzerttickets der Stars dazu, dass Konzertgänger*innen weniger Budget für Konzerte kleiner und mittelgroßer Musiker*innen übrig hätten. Gerade wer – etwa inflationsbedingt – weniger Geld zur Verfügung habe, überlege sich zwei Mal, wofür er es ausgäbe, und entscheide sich im Zweifel nur für die absoluten Lieblingsstars.
Kaum lukrative Konzerte, weniger kulturelle Vielfalt
Kritiker*innen wie Konzertveranstalter und Publizist Berthold Seliger sehen zudem eine erhebliche Mitschuld bei den mächtigen Unternehmen wie CTS Eventim und Ticketmaster: Indem sie einen Großteil gewinnbringender, großer Musik-Events „abgriffen“, blieben für kleinere Akteure auf dem Markt kaum noch lukrative Konzerte. Wichtige Möglichkeiten zur Querfinanzierung seien damit passé. Die Folge: immer weniger kulturelle Vielfalt und schwindende Chancen für aufstrebende Acts. Die großen Firmen bestreiten das.
Für „DEALS“, eine Doku-Reihe von ZDF WISO, ist Sabrina Zimmermann der Spur teurer Konzerttickets gefolgt. Sie hakt bei mächtigen Unternehmen nach und spricht mit dem aufstrebenden Kölner Künstler Moglii. Wie kommen Konzertticketpreise genau zustande? Wie viel Einfluss haben die Künster*innen selbst? Und was bleibt für sie übrig?