Offenbach und Frankfurt - zwei Städte, die nur der Main trennt. Doch zwischen ihnen liegen Welten. Frankfurt - die Stadt des großen Geldes und der Banken. Offenbach gilt als sozialer Brennpunkt.
Die Stadt macht immer wieder auch als Gangster-Ghetto Schlagzeilen. Die Fabriken, die einst Gastarbeiter anlockten, sind verschwunden. Stattdessen wurden in den vergangenen Jahren viele Menschen arbeitslos.
Die Arbeitslosenquote beträgt 11,3 Prozent, mehr als das Doppelte des hessischen Durchschnitts. Wer es sich leisten kann, zieht weg. Wer bleibt, wohnt in einer der vielen Hochhaussiedlungen.
Von rund 130 000 Einwohnern haben fast 60 Prozent einen Migrationshintergrund, 14 000 einen türkischen. Alle behaupten, die Ausländer seien das Problem - natürlich immer die anderen Ausländer: Die Türken klagen über die Araber, die Kurden über die Kroaten. Und gemeinsam schimpfen sie über die Bulgaren und Rumänen.
Rund um den Marktplatz hat sich das Türkenviertel gebildet, hier findet man alles, was man braucht: Obstläden, Restaurants, Cafés, Modeboutiquen, Friseure, Moscheen. Auf den Straßen sieht man kaum Deutsche, dafür viele Frauen mit Kopftüchern. Junge Männer, die einfach nur abhängen, ältere Männer, die Tee trinken. Das Klischee eines Ghettos.
Wie leben Türken der ersten, zweiten und dritten Generation in Deutschland? Sind sie integriert? Wollen sie sich integrieren? Und was bedeutet es eigentlich, integriert zu sein?
Muhsin Senol lebt seit 1980 in Offenbach. Er ist erfolgreicher Steuerberater, sein Vater kam in den 70er Jahren als Gastarbeiter nach Deutschland und gilt als eine Autoritätsfigur in der muslimischen Gemeinde. Die Familie repräsentiert drei Generationen deutscher Türken.
Der 18-jährige Onur ist Azubi im Supermarkt und träumt von einer Karriere im Fußball. Doch beim Kreisligaspiel des Türk SC Offenbach machen ihm sein Temperament und ein türkischer Gegenspieler einen Strich durch die Rechnung.
Das Modegeschäft Gigi ist der Traum jeder Türkin. Hochzeitskleider, Ballkleider, Schuhe und Handtaschen ohne Ende. Hierher kommen die Bräute mit ihren Großfamilien, um sich Roben für die Versprechung, die Verlobung, die Hennanacht und natürlich die Hochzeit zu kaufen. In der türkischen Tradition geht die Braut mit den engsten weiblichen Vertretern beider Familien zum Kleiderkauf.
Selbst die Pflege der Alten betreibt in Offenbach ein türkischer Pflegedienst. Denn Muslime brauchen Halal-Essen, Hilfe beim täglichen Gebet und Gespräche auf Türkisch.
Dies sind nur einige von vielen Beispielen türkischen Lebens, das man in der hessischen Stadt komplett unter seinesgleichen führen kann. Vom Lebensmitteleinkauf bis zur Shisha-Bar, vom Beschneidungsritual bis zum Freitagsgebet zeigt der Film einen Ausschnitt der Einwanderungskultur in Deutschland.