Die Nordstadt war ein klassisches Arbeiterviertel und schon immer ein Ort des Ankommens. Ein Industriestandort mit günstigem Wohnraum. Das lockte Gastarbeiter, EU-Zuwanderer und zuletzt auch Geflüchtete ins Ruhrgebiet. Das ZDF besucht das Viertel seit 2007.
Ein Stadtviertel auf der Kippe
Mitten im Viertel betreibt Annemarie Dahlmann seit über 40 Jahren ihre Bäckerei. Sie kennt hier fast jeden, hat Blütezeit und Niedergang der Industrie im Dortmunder Norden miterlebt. Sorgen macht ihr die - in ihren Augen - zunehmende Armut der Menschen. Sie verteilt jeden Tag Kaffee und Käsebrötchen an Obdachlose, zum Teil finanziert durch Spenden der anderen Kunden. Doch es gibt immer mehr Bedürftige als Spendengelder.
Corona hat die Situation noch verschärft. Das merken auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Wärmebusses. Normalerweise sind sie nur im Winter unterwegs, seit Corona fahren sie mehrmals in der Woche in die Nordstadt und verteilen eine warme Mahlzeit und ein paar warme Worte.
Problem: Migranten unter sich
In der Nordstadt haben 70 Prozent der Einwohner einen Migrationshintergrund. Die Aussicht auf Arbeit, günstigen Wohnraum und eine gute Infrastruktur für Migranten lockt Menschen aus aller Herren Länder in den Dortmunder Norden. Doch nicht für jeden geht der Traum in Erfüllung. Die Kohle- und Stahlindustrie ist längst weg, viele Migranten werden als billige Arbeitskräfte missbraucht, und viele Häuser sind heruntergekommen. Die Innenstadtlage und die dichte Besiedelung locken Drogendealer an, die Perspektivlosigkeit vieler Menschen bietet einen guten Nährboden für Drogen und Alkoholismus.
Neue Hoffnung durch zaghaften Wandel
Polizei und Sozialarbeiter kämpfen schon lange gegen diese Problematik. Mit Erfolg. Die Kriminalitätsrate sinkt seit Jahren stetig, und auch sonst entwickelt sich das Viertel positiv.
Quartiersmanager Martin Gansau liegen besonders die Spielplätze und das nachbarschaftliche Miteinander am Herzen. Er wünscht sich, dass die Menschen sich auch dauerhaft in der Nordstadt wohlfühlen und das Viertel nicht nur als Durchgangsstation betrachten. Zunehmend interessieren sich auch Investoren für das Quartier mit den vielen Häusern aus der Gründerzeit um 1900.