Die Nazis haben sich die schöne Berglandschaft zu Nutze gemacht. Ein unbequemes Erbe bis heute. Wie sollen wir mit der Architektur der NS-Zeit umgehen? Sanieren oder dem Zerfall preisgeben?
Die baulichen Relikte aus den 1930er und 1940er Jahren sorgen bis heute für Diskussionen. Mancherorts von Touristen überrannt, bisweilen von Ewiggestrigen aufgesucht oder aber auch gänzlich im Verborgenen geblieben. Die Reste des Nazi-Regimes zeigen sich mit unterschiedlichen Gesichtern. Der Umgang mit ihnen ist eine Herausforderung.
Im Schatten der Vergangenheit
Das Berchtesgadener Land ist ein beliebtes Urlaubsgebiet. Doch die idyllische Alpenlandschaft liegt im Schatten der NS-Vergangenheit. Der Obersalzberg war die zweite Schaltstelle der Macht neben Berlin - Hitlers zweiter Regierungssitz. Heute kaum vorstellbar, dass in dieser malerischen Bergkulisse einst ein Diktator und Massenmörder samt seinen NS-Größen auch Entscheidungen über Krieg und Holocaust traf. Alle Versuche, buchstäblich Gras über die NS-Vergangenheit des Obersalzberges wachsen zu lassen, konnten nicht verhindern, dass der geschichtsträchtige Ort bis heute eine große Anziehungskraft ausübt. Das Dokumentationszentrum Obersalzberg versucht vor Ort, der wachsenden Touristenströme Herr zu werden. Die Experten des renommierten Zentrums, Axel Drecoll und Albert Feiber, begeben sich mit dem ZDF auf Spurensuche zu den NS-Bauten am Obersalzberg.
Der Film begleitet die beiden Experten zu Hitlers ehemaligem Berghof, zur Theaterhalle, zum Kehlsteinhaus. Dabei stoßen sie auch auf Spuren, die wahrscheinlich Nazi-Nostalgiker hinterlassen haben. Die Experten wissen, historisch bedeutsame Orte müssen durch sie besetzt und historisch eingeordnet werden. Aber welche Orte genau? Und wie? Denn darüber gibt es auch heute noch Diskussionen.
Neben dem Kehlsteinhaus sind auch noch andere, weniger bekannte NS-Gebäude im Berchtesgadener Land nahezu im Originalzustand vorhanden. Der Berchtesgadener Bahnhof beispielsweise und die sogenannte „Kleine Reichskanzlei“. Nicht nur das Gebäude selbst, sondern auch ein Teil der Einrichtung ist erstaunlicherweise noch aus der Zeit des Nationalsozialismus erhalten geblieben.
Ein Blick ins Umland der Alpen
Die ZDF-Dokumentation blickt außerdem ins Umland der Alpen, ins österreichische Linz. Hier wohnt nämlich etwa jeder achte Einwohner in einem NS-Gebäude. Auch heute noch sprechen die Linzer unverblümt von „Hitlerbauten“. Hitler plante in seiner Lieblingsstadt Linz eine europäische Kultur- und Industriemetropole. Von den gigantischen Entwürfen ist allerdings wenig übrig geblieben. Die Nibelungenbrücke und die beiden Brückenkopfgebäude wurden noch in der NS-Zeit gebaut. In den monumentalen Gebäuden hat heute die Kunstuniversität Linz einen Platz gefunden. Der Direktor Prof. Reinhard Kannonier und der bekannte ArchitektAdolf Krischanitz begutachten die Bauten. Ihr Ziel ist es, die schwere NS-Architektur aufzubrechen und zugleich moderne Eingriffe vorzunehmen. Die ZDF-Dokumentation zeigt, wie weit sie dabei gehen dürfen und welche Entdeckungen sie in den Gebäuden machen.
Hitlers Planungen von Linz finden ihre Schattenseite in dem unweit entfernten ehemaligen KZ Mauthausen. In dem benachbarten Steinbruch wurden die Häftlinge unter härtesten Bedingungen zu Tode geschunden. Die dort abgebauten Granitsteine waren auch für den Ausbau der „Führerstadt“ Linz gedacht. Der Steinbruch und einige Bauten des Konzentrationslagers bestehen nach wie vor. Wie wichtig es ist, sie zu erhalten, darüber spricht die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Barbara Glück.
Das Gebäude des BND in Pullach
Schließlich landet die ZDF-Doku in Pullach bei München. Hier residiert der Bundesnachrichtendienst. Nur wenige Fernsehteams durften hier jemals drehen. Was nicht viele wissen: das streng abgeriegelte, geheime Gelände des BND war eine NS-Mustersiedlung. Und in dem ehemaligen Schlafzimmer von Hitlers Kanzleichef Martin Bormann hat bis heute der BND-Präsident sein Büro. Was wird nun mit diesem sehr speziellen Bauensemble geschehen, wenn der BND nach Berlin gezogen ist?
„Böse Bauten III“ ist der dritte Teil einer Dokumentationsreihe, die sich mit dem baulichen Erbe aus der NS-Zeit beschäftigt. Die sperrigen, die verstörenden Baudenkmale: sie sind ein Teil unserer Geschichte, die nicht zu verdrängen ist und die an einigen Stellen auch nicht so einfach abgeräumt werden kann.