Von Mauretanien bis Sudan zieht sich ein Krisengürtel quer durch den afrikanischen Kontinent - Bürgerkrieg, Flüchtlingsbewegungen und der Vormarsch der Terroristen bedrohen die Sicherheitslage einer ganzen Region. Der Rückzug des Westens hinterlässt ein Machtvakuum, das Russland für seine geopolitischen Interessen nutzt. Die Sahel-Zone ist ein Pulverfass, ein Nährboden für Afrikas populäre Putschisten.
Im April 2023 stehen Rauchsäulen über Khartum, der Hauptstadt des Sudan. Zwei Männer beginnen, um die Macht im Land zu kämpfen. Der Präsident und Armeechef, General Abdel Fattah Burhan. Und der Vizepräsident und Chef der paramilitärischen Miliz, General Hemeti. Seitdem herrscht Bürgerkrieg im Land, das seit Jahrzehnten von Konflikten zerrissen wird. Beide wollen die Kontrolle über das Land und seine Ressourcen. Die Sudanesen sind ihrem Machtkampf ausgeliefert und fliehen zu Hunderttausenden in die Nachbarländer.
Wer es schafft, aus dem Sudan in den Tschad zu fliehen, der landet in der „Hölle von Farchana“, wie die Einheimischen das Flüchtlingscamp an der Grenze nennen. Viele hier warten seit Jahrzehnten darauf, wieder in ihre Heimat Sudan zurückzukehren. Doch die brutalen Kämpfe machen das unmöglich. Ein Zelt reiht sich an das nächste – Zigtausende, soweit das Auge reicht. Die Menschen in Farchana zu ernähren, wird zunehmend zum Problem. Von „spoonfeeding“, löffelweise Essen, sprechen Zyniker. Die Menschen bekommen genug, um grade so zu überleben. Schon Lebensmittel in die Region zu bringen, ist eine Herausforderung.
Die Bevölkerung Nigers hat sich seit der Unabhängigkeit 1960 versiebenfacht. Fast die Hälfte ist unter 15 Jahre alt. Viele ziehen aus Hoffnung auf eine bessere Zukunft in die Hauptstadt Niamey. Dort aber landen sie oft in den Fängen von Milizen und Paramilitärs, denen sie sich für ein wenig Geld anschließen. Der Niger ist nur das jüngste Beispiel, in dem durch einen Putsch Militärs in der Sahel-Zone an die Macht gekommen sind. Jetzt regiert eine Militärjunta unter General Abdourahamane Tiani, zigtausende jubelten nach seiner Machtübernahme. Doch die Unzufriedenheit wächst im Land, weil sich die wirtschaftliche Lage seit dem Coup eher verschlechtert hat.
Im Nachbarland Mali kämpft die Regierung seit Jahren gegen den Terror. Und auch hier sind seit über zwei Jahren die Militärs an der Macht. Die haben sich, im Gegensatz zum Niger, bereits von europäischen Verbündeten losgesagt und sich für Russland als neuen Partner entschieden. Bilder von Wladimir Putin sind überall im Land zu sehen, auf den Straßen wehen russische Fahnen als Zeichen der Freundschaft. Wer verstehen will, warum Mali gerade jetzt auf Unterstützung aus Moskau setzt, muss in den Norden des Landes reisen. Anflug auf Gao. Seit Jahren wird die Region von islamistischem Terror heimgesucht. 2014 rief die damalige Regierung Malis Frankreich zur Hilfe, als die Islamisten den Norden des Landes und die Sahelregion mit Terror überzogen und schon fast vor der Hauptstadt Bamako standen. Kurzfristig kehrte Ruhe ein, doch der Terror breitete sich schnell wieder aus. Russische Wagner-Truppen haben jetzt die Camps in Gao bezogen, in denen bis vor kurzem noch Franzosen waren. In Sichtweite zur deutschen Bundeswehr, die für die UN-Mission MINUSMA seit zehn Jahren im Land ist. Bis Ende Dezember wird auch sie das Land verlassen.
Wie alle Länder der Sahel-Zone kämpft auch der Wüstenstaat Mauretanien gegen islamistische Extremisten. Mauretanien schickt dagegen ein Dromedar-Korps ins Rennen. An der Grenze zu Mali versuchen Soldaten der Nationalgarde, mit nomadischen Völkern ins Gespräch zu kommen. Denn unter ihnen werben die sogenannten Gotteskrieger von IS und Al Qaida neue Kämpfer an. Gleichzeitig setzt die islamische Regierung in Mauretanien auf den Dialog mit Extremisten, will ihren Perspektiven Raum geben und sie zur Mäßigung bringen.