Nach dem Beschuss in der russischen Grenzregion Belgorod nahe der
Ukraine haben die Behörden den zwischenzeitlich verhängten Terroralarm in dem Gebiet wieder aufgehoben. Der rechtliche Zustand einer "Anti-Terror-Operation" sei beendet, teilte Gebietsgouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Dienstag mit.
Die Maßnahme habe der Sicherheit der Bevölkerung gedient, hatte der Gouverneur erklärt. Zuvor hatte der Beamte bekanntgegeben, dass die Zahl der Verletzten auf sechs gestiegen sei. Nach russischer Darstellung wurde im Gebiet Belgorod seit Montag gegen Dutzende "Vertreter ukrainischer Militärverbände" gekämpft.
Kiew dementiert Beteiligung an den Angriffen
Die Ukraine wies zurück, etwas mit Angriffen in der Region zu tun zu haben. In Kiew wurde darauf hingewiesen, dass sich aus russischen Staatsbürgern bestehende Freiwilligenkorps zu den Angriffen bekannt hätten.
Laut des russischen Gouverneurs drang ein "Spionage- und Sabotagetrupp" in das Gebiet ein. Kremlsprecher Dmitri Peskow teilte mit, Präsident
Wladimir Putin sei über das angebliche Eindringen von Saboteuren informiert worden.
Die russische Armee hat nach eigenen Angaben die in die Grenzregion Belgorod eingedrungenen Kämpfer zurückgedrängt. Moskau leitete ein Strafverfahren wegen Terrorismus ein.
Russische Gruppe übernimmt Verantwortung für Sabotage
In einem Internetvideo bekannte sich die russische Legion "Freiheit Russlands" zu den Angriffen. Dabei handele es sich um auf Seiten der Ukraine kämpfende Russen. Ob die Gruppe tatsächlich hinter dem Beschuss steht, ist derzeit nicht unabhängig überprüfbar.
Die Einheit teilte im ukrainischen Fernsehen mit, sie wollte gemeinsam mit dem "Russischen Freiwilligenkorps" eine "entmilitarisierte Zone entlang der Grenze" schaffen. So solle verhindert werden, dass russisches Militär die Ukraine beschieße.
Russischer Gouverneur: Kindergarten und Wohnhäuser getroffen
Im
Ukraine-Krieg kämpfen beide Einheiten auf der Seite Kiews. Die Regierung in Kiew dementiert allerdings ihre Beteiligung an der Aktion. Die Ukraine beobachte das Geschehen interessiert, "ist aber nicht direkt daran beteiligt. Wie bekannt ist, werden Panzer in jedem russischen Waffengeschäft verkauft", schrieb der Berater des Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak, bei Twitter.
Tweet des Beraters des Präsidentenbüros der Ukraine, Mychajlo Podoljak
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Allein in der Stadt Graiworon seien zwei Männer und eine Frau mit Splitterwunden in ein Krankenhaus gebracht worden, erklärte Gouverneur Gladkow. In einer ersten Meldung hatte er noch von zwei Verletzten gesprochen. Seinen Angaben nach wurde im Dorf Samostje ein Kindergarten getroffen, der dann in Brand geriet. In Graiworon seien zudem drei Häuser beschädigt worden. Auch das Verwaltungsgebäude wurde den offiziellen Angaben zufolge getroffen.
Terroralarm vereinfacht Personenkontrollen
Der mittlerweile wieder beendete Terroralarm sah Personenkontrollen oder die Schließung von Fabriken vor, die gefährliche Güter wie Sprengstoff, radioaktive oder chemische und biologische Gefahrenstoffe produzieren.
Einer britischen Denkfabrik zufolge hat Russlands Militär hat aus seinen Fehlern im Ukraine-Krieg gelernt. Bei ZDFheute live ordnet Oberst Markus Reisner die militärische Lage ein.22.05.2023 | 42:44 min
ZDF-Korrespondent: Kreml spricht von Ablenkungsmanöver
Laut ZDF-Korrespondent Timm Kröger ist die Lage in der Region Belgorod "nicht ganz einfach einzuschätzen". Die russische Seite habe sich "umfangreich dazu geäußert".
Dass Kiew von den Schlägen auf die russische Grenzregion nichts gewusst habe, halte Moskau für unwahrscheinlich: "Russland sagt, dass die ukrainische Führung durchaus etwas damit zu tun hat." Russland werfe seinerseits der Ukraine ein Ablenkungsmanöver vor, das vom Fall der umkämpften Stadt Bachmut im Osten der Ukraine ablenken solle.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.
Quelle: dpa, Reuters, AP