Terror und Gewalt: Afrika kommt nicht zur Ruhe

    Terror und Gewalt in Afrika:Ein Kontinent, der nicht zur Ruhe kommt

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    Der Konflikt im Sudan, ein Putsch im Niger und zahlreiche weitere Konflikte schwelen auf dem Kontinent. Warum kommt Afrika nicht zur Ruhe?

    Archiv: Rauch steigt am 05.05.2023 in Khartum auf.
    Die Zusammenstöße zwischen den sudanesischen Streitkräften und den paramilitärischen Rapid Support Forces halten weiter an.
    Quelle: picture alliance / AA

    Seit vier Monaten kämpfen im Sudan zwei ehemals verbündete Generäle ohne Rücksicht auf Verluste um die Macht. Gut 4.000 Kilometer weiter westlich, in der Sahelzone, toben Kämpfe gegen islamistische Terroristen.
    Mit dem jüngsten Putsch im Niger, fällt ein weiterer Staat in die Hände von Militärs. Der Konflikt könnte die gesamte Region destabilisieren. Auch in anderen Teilen Afrikas gehören Terrorismus und Gewalt nahezu zum Alltag. Warum kommt der Kontinent nicht zur Ruhe?

    Afrikas Chance auf steigende Produktivität

    Auf dem zweitgrößten Erdteil leben mehr als 1,4 Milliarden Menschen, mehr als eine Milliarde davon südlich der Sahara. Etwa 70 Prozent von ihnen sind jünger als 30 Jahre. 2050 wird Schätzungen zufolge ein Viertel der Menschheit hier leben.
    Das ist Afrikas Chance auf eine steigende Produktivität - die Chance, sich zu einem wichtigen Absatzmarkt zu entwickeln und Investitionen anzuziehen. Schon heute lassen dynamische Metropolen wie Luanda, Kigali, Lagos oder Nairobi die Klischees des leidenden Kontinents verblassen, auch wenn die Stadtkerne noch immer von Slums umgeben sind. In diesen Städten baut sich eine Digitalwirtschaft auf, leben gut ausgebildete junge Menschen, wächst der Mittelstand, blüht Innovation.

    UN: 44 Millionen Menschen südlich der Sahara auf der Flucht

    Und dann gibt es die andere Seite. 44 Millionen Menschen werden nach Schätzungen der UN in diesem Jahr südlich der Sahara auf der Flucht sein, vertrieben von Gewalt, Hunger oder Katastrophen. Laut Global Peace Index 2022 befinden sich von den zehn am wenigstens friedlichen Staaten der Welt fünf in dieser Region.
    Mehr als 15 Konflikte in denen Zivilisten unter Gewalt leiden zählte Human Rights Watch in Subsahara-Afrika allein in diesem Jahr. Einige davon:








    Konfliktgründe sind komplex

    Die Gründe für die Konflikte sind komplex. Zu den vielschichtigen Ursachen gehören laut Experten tiefgreifendes politisches und wirtschaftliches Versagen, Armut und Arbeitslosigkeit, korrupte Eliten, schwache Staatsführung sowie Abhängigkeit von Rohstoffexporten. Auch die gewichtige, innenpolitische Rolle des Militärs ist in vielen Staaten ein entscheidender Faktor.
    Das Erbe des Kolonialismus lastet schwer auf Afrikas Schultern. Analysten des Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS) in Südafrika schreiben:

    In der heutigen multipolaren (Un-)Ordnung intervenieren sowohl westliche Mächte (die Vereinigten Staaten und Frankreich) als auch aufstrebende Mächte (China, Russland und die Türkei) in der Region, um unterschiedliche und oft widersprüchliche Interessen zu verfolgen.

    IISS-Analysten

    Schon während der Kolonialzeit unterstützten Großmächte mit Interessen in Afrika gezielt rivalisierende Konfliktparteien, um innerstaatliche Bruchlinien zu vertiefen und Gewalt zu eskalieren, so das IISS.

    Klimawandel setzt Afrika unter Druck

    Dazu setzt der Klimawandel Afrika immer stärker unter Druck. Extreme Wetterereignisse wie Dürren, Fluten, Tropenstürme und Heuschreckenplagen gehören zum Alltag. Menschen sterben, müssen fliehen, verlieren alles. Philip Osano, Direktor des Afrika Zentrums des Stockholmer Umweltinstituts (SEI) sagt:

    Das Potenzial des Klimawandels zur Verschärfung gewalttätiger Konflikte ist in Afrika offensichtlich.

    Philip Osano, SEI-Direktor

    Der zunehmende Kampf um natürliche Ressourcen werde existierende Spannungen weiter verstärken, so Osano.

    Analyst: wiederkehrende Ursachen identifizieren

    Wie könnte mehr Ruhe in Afrika einkehren? Man müsse wiederkehrende Ursachen identifizieren, anstatt Symptome zu bekämpfen, sagt Raymond Gilpin, Analyst beim Think Tank Africa Centre. Zu den Ursachen gehörten beispielsweise die Kontrolle über Bodenschätze, neokoloniales Machtstreben, Kriminalität und Terrorismus, aber auch externe Unruhestifter wie die russische Söldnergruppe Wagner.
    Versuche, Gewalt durch Aufstandsbekämpfung, Wirtschaftssanktionen oder schnelle Neuwahlen zu schlichten, seien oftmals kontraproduktiv, warnt Gilpin: "Mit umfassenden, langfristigen Ansätzen lässt sich viel mehr erreichen".
    Quelle: C. Peters, K. Palitza und D. Renke, dpa

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