Hühner und Legehennen: Neues Leben dank "Rettet das Huhn"

Vom Nutztier zum Haustier:Wie Legehennen ein neues Leben geschenkt wird

von Helena Vollbrecht und Marie Scholl
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Hühner und Legehennen leben meist unter schlechten Bedingungen. Werden sie zu alt, ermöglicht der Verein "Rettet das Huhn" ihnen ein neues Leben und vermittelt sie an Tierfreunde.

Verein "Rettet das Huhn" kümmert sich um Hühner
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Hope verhält sich wie ein ganz normales Haustier. Sie kuschelt sich auf den Arm ihrer Halterin Ellen Ernst, lässt sich kraulen und folgt ihr auf Schritt und Tritt. Allein: Hope hat eine andere Vergangenheit als die meisten Haustiere. Denn Hope ist eine ehemalige Legehenne.
Mehr als ein Jahr lebte das Huhn in einem Bodenhaltungsbetrieb. Danach hätte sie geschlachtet werden sollen und wäre zu Brühwürfeln oder Tierfutter verarbeitet worden. Aber Hope hatte Glück - sie und alle anderen Hennen des Hofs wurden vom Verein "Rettet das Huhn" abgeholt. Bei Ellen Ernst fand die Henne schließlich ihr Zuhause.
Der Verein hat seit 2015 bereits rund 146.000 Hühner von Höfen in Deutschland übernommen. Dabei laufen die sogenannten Ausstallungen immer im Einverständnis mit den Bauern ab. Die Mitglieder des Vereins päppeln die oftmals lädierten Tiere dann auf und vermitteln sie an Privatpersonen.

Tierschützer kritisieren Haltungsbedingungen

Rund 60 Prozent der Eier in Deutschland kommen aus Bodenhaltung. Dabei leben Tausende Hühner in einem Stall ohne Tageslicht. Viel Platz haben die Tiere nicht: Neun Hennen teilen sich einen Quadratmeter, eine Möglichkeit auf Auslauf ist nicht vorgeschrieben. "Wenn man zum ersten Mal in so einen Stall geht, dann erschlägt das einen. Es ist sehr staubig, stickig und laut", beschreibt Ellen Ernst die Ställe, die sie bei den verschiedenen Rettungsaktionen schon zu Gesicht bekommen hat.

Die Hühner haben eine natürliche Verhaltensweise, die sie nicht ausleben können.

Ellen Ernst, Vorstand "Rettet das Huhn"

Eier auf einem Fließband in einer Hühnerfarm.
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Unter diesen Bedingungen verletzen sich die Hühner immer wieder gegenseitig. Auf engem Raum kommt es häufig zu Pickereien unter den gestressten Hennen. Die Folge sind teilweise schwere Verletzungen und ein Verlust des Federkleides.
Hope hat sich in der Bodenhaltung eine Kralle verletzt, die musste amputiert werden. Ansonsten hätte sie nicht mehr lange überlebt, erklärt Ellen Ernst. "Sie hätte nicht mehr laufen können, wäre am Boden geblieben und wäre nicht mehr an Futter und Wasser gekommen. Sie wäre verdurstet oder von ihren Mitgefangenen zerhackt worden", sagt die Tierschützerin und Mathematikerin.
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Auch in Freilandhaltung: Alte Hühner lohnen sich nicht

Etwas mehr Platz haben Hühner in der Freilandhaltung. Die Bedingungen im Stall sind zwar laut Vorschrift die gleichen wie in der Bodenhaltung. Allerdings haben die Tiere tagsüber Auslauf. So auch bei Udo Katenhusen. Der Landwirt aus Niedersachsen gibt seine Tiere nach Ablauf ihrer "Nutzungszeit" bereits seit zwölf Jahren an "Rettet das Huhn" ab.

Früher war ich traurig, wenn die Hühner abgeholt wurden. Man hat da wirklich drüber nachgedacht und sich gefragt: Muss das alles sein?

Udo Katenhusen, Landwirt

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FAQ
Legehennen bringen ihm beim Schlachter wenig Geld ein - in etwa so viel wie die Kosten des Transports. Finanziell macht es für den Landwirt also keinen Unterschied, ob er die "ausgedienten" Hühner stattdessen an "Rettet das Huhn" gibt. Seit er mit dem Verein kooperiere, denke er mehr über das Wohl seiner Tiere nach, erzählt Katenhusen.
Es ist ein kleiner Erfolg für Tierschützerin Ellen Ernst - und doch hofft sie auf mehr: Sie wünscht sich, dass alle Hühner so leben können wie ihre Haustier-Henne Hope.
Helena Vollbrecht und Marie Scholl arbeiten für das ZDF in der Redaktion Deutschland.

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Quelle: dpa

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