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Taurus ohne Reichweitenlimit?

Kiew fordert von Berlin Taurus-Marschflugkörper. Die Bundesregierung zögert, doch der Druck wächst. ZDFheute live spricht mit Oberst a.D. Ralph Thiele über eine mögliche Lieferung.

Videolänge:
30 min
Datum:
11.08.2023
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 11.08.2024

Liefert Deutschland Taurus? - das passiert bei ZDFheute live

500 Kilometer Reichweite und eine Sprengkraft, die Bunker zerstören kann - sollte Deutschland den Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern? Darüber wird in Berlin zurzeit heftig diskutiert. Marschflugkörper haben schon Großbritannien und Frankreich an die Ukraine geliefert, doch deren Reichweite liegt nur bei etwa 250 Kilometern. Wegen der höheren Reichweite von Taurus herrscht die Befürchtung, dass auch Ziele in Russland von der Ukraine unter Beschuss genommen werden könnten.

Deshalb ist Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Medienberichten zufolge nur zu einer Taurus-Lieferung bereit, wenn Angriffe auf russisches Territorium ausgeschlossen werden können. Dazu werde wohl auch in Betracht gezogen, die Marschflugkörper vor ihrer Auslieferung so umzuprogrammieren, dass ihre Reichweite deutlich eingeschränkt wird. Laut Verteidigungsministerium habe es in der Taurus-Debatte aber noch keine politische Entscheidung gegeben.

Sollte Deutschland Taurus-Waffensysteme an die Ukraine liefern? Würden sie der ukrainischen Offensive neuen Wind geben? Und ist eine technische Limitierung der Marschflugkörper überhaupt möglich und sinnvoll? Darüber spricht Alica Jung bei ZDFheute live mit Oberst a.D. Ralph Thiele. Anne Brühl berichtet über die Waffenforderungen aus der Ukraine.

Wie funktionieren die Taurus-Marschflugkörper?

Die Marschflugkörper vom Typ Taurus KEPD-350, die aus deutscher Produktion stammen, werden speziell für die Bekämpfung von wichtigen Zielen über große Entfernung verwendet. Der fünf Meter lange Marschflugkörper wird von Kampfflugzeugen aus gestartet und kann mit seinem Jetantrieb über 500 Kilometer weit fliegen.

Er orientiert sich dabei anhand von Daten über die Geländebeschaffenheit und gleicht seinen Standort über Bild- und Infrarotsensoren sowie GPS-Navigationsdaten ab. Taurus kann dabei feindliches Radar mit hoher Geschwindigkeit in weniger als 50 Meter Höhe unterfliegen.

Beim Aufschlag auf das Ziel sprengt eine erste Ladung eine Lücke in Wand oder Decke der Ziele. Durch diese dringt dann ein 400 Kilogramm schwerer und mit Sprengstoff gefüllter Metallstab ein und explodiert. Damit sind sie sehr gut geeignet, um feindliche Bunkeranlagen oder Führungsgefechtsstände anzugreifen.

Strack-Zimmermann: "Zeit, grünes Licht zu geben"

Im ZDF-Morgenmagazin fordert Friedrich Kiesewetter (CDU), Mitglied im Auswärtigen Ausschuss, die Lieferung der Taurus-Marschflugkörper:

Taurus schützt Menschenleben.
Außenpolitiker Friedrich Kiesewetter (CDU)

Kiesewetter zu Marschflugkörpern - "Das kann Taurus besser als alles andere" 

Die Ukraine will deutsche Taurus-Marschflugkörper, die Kanzler-Partei zögert jedoch. CDU-Politiker Kiesewetter fordert Lieferungen und bekräftigt: Taurus schützt Menschenleben.

Videolänge

Es sei eine "Frage des Vertrauens in die Ukraine", dass die ukrainischen Streitkräfte damit keine zivilen Ziele auf russischem Staatsgebiet angreifen. Diese Eskalation des Krieges befürchten Kritiker bei einer Lieferung. Wohl auch deshalb zögert die Bundesregierung. Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte:

Wir sind nicht die Einzigen, die nicht liefern. Auch unsere amerikanischen Verbündeten liefern diese Marschflugkörper nicht.
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD)

Endgültig scheint die Entscheidung aber nicht: SPD-Chefin Saskia Esken etwa schloss eine Lieferung nicht aus. Und aus der FDP kommen sogar explizite Forderungen, zu liefern. Zum Beispiel Marie-Agnes Strack-Zimmermann sprach sich dafür aus:

Wir haben genug Taurus. Ein guter Teil ist sofort einsatzbereit. Die Ukraine braucht sie dringend. Und es wäre an der Zeit, grünes Licht zu geben.
Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (CDU)

Mit Blick auf einen Einsatz von Taurus auch über die ukrainischen Grenzen hinaus sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, es sei "völkerrechtskonform, wenn die Ukraine weiß, woher sie angegriffen wird, dass dort auch präventiv zugeschlagen werden kann, um Angriffe zu unterbinden".

Mit Material von ZDF, dpa

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