Warum der Ukraine bislang nur kleinere Vorstöße gelingen | ZDFheute live mit Militärexperte Keupp
Der Ukraine ist bei ihrer Gegenoffensive offenbar ein weiterer Vorstoß gelungen. Wie das US-Institut für Kriegsstudien ISW berichtet, sollen ukrainische Kämpfer russische Verteidigungslinien am Dnipro-Ufer in der Region Cherson durchbrochen haben. Kiew bestätigt das bisher allerdings nicht. Auch in der Region Saporischschja bei Robotyne sollen ukrainische Truppen vorgestoßen sein. Es wären wichtige Erfolge für Kiew. Denn: die vor rund zwei Monaten gestartete Gegenoffensive läuft schleppend.
Die russischen Angriffe lassen nicht nach: Erst gestern wurden Wohnhäuser und ein Hotel in der ukrainischen Stadt Pokrowsk massiv beschossen. Rund 40 Minuten nach der ersten Attacke folgte eine zweite. Offiziellen Angaben zufolge starben dabei neun Menschen, mehr als 80 weitere wurden verletzt – darunter Ersthelfer. Ukraines Präsident Selenskyj verurteilte das als „gezielten Angriff auf Rettungskräfte“.
Derweil setzt Kiew auf den Beschuss von Krimbrücken und -Querungen. Die sind für Moskau von großer Bedeutung. Denn: Von der völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel kommt ein wichtiger Teil des Nachschubs für die russischen Truppen.
Wie kommt die ukrainische Gegenoffensive voran? Kann der Ukraine noch der entscheidende Durchbruch gelingen? Und was macht der dauerhafte russische Beschuss mit den Menschen in der Ukraine? Darüber spricht Alica Jung bei ZDFheute live mit dem Militärexperten Marcus Keupp von der ETH Zürich und ZDF-Reporterin Anne Brühl in Odessa.
Wie steht es um Waffenlieferungen aus dem Westen?
Die Ukraine ist weiterhin auf Waffenlieferungen aus dem Westen angewiesen. Nun hat Deutschlands größter Rüstungskonzern, Rheinmetall, alte Leopard-1 Panzer aus belgischen Beständen aufgekauft. Diese sollen aufbereitet und im Auftrag der Bundesregierung an die Ukraine geliefert werden. Wann die Panzer aufgerüstet und einsatzbereit sind, um an die Front geliefert werden zu können, ist noch nicht bekannt. Bei den rund 30 Leopard 1-Panzern handelt es sich um das Vorgängermodell des Leopard 2, das von 1965-2003 von der Bundeswehr genutzt wurde und inzwischen auch in der Ukraine zum Einsatz kommt.
Über die Lieferung der sogenannten „Taurus“-Marschflugkörper wird derweil weiter diskutiert. Die fordert die Ukraine von Berlin, um auch russische Stellungen weit hinter der Frontlinie angreifen zu können. Das Waffensystem hat eine Reichweite von über 500 Kilometern. Da die Geschosse somit auch russisches Territorium erreichen könnten, hält sich die Bundesregierung mit der Entscheidung derzeit noch zurück. Innerhalb der Ampel gibt es unterschiedliche Ansichten zum „Taurus“. Verteidigungsminister Boris Pistorius sagte Anfang August, dass diese Debatte aktuell nicht „vorrangigste Priorität“ habe.
Mit Material von ZDF, dpa, afp
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