Was passiert bei ZDFheute live zu den Wahlen in der Türkei?
Am 14. Mai entscheidet sich in der Türkei, ob die Ära Erdogan endet oder der 69-Jährige an der Macht bleibt: Dann finden die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen im Land statt. Aber schon jetzt kann abgestimmt werden – und von heute an können auch die etwa 1,5 Millionen türkischen Staatsbürger in Deutschland ihre Stimme abgeben. Bis zum 9. Mai sind die Wahllokale in der Bundesrepublik geöffnet. Briefwahl ist nach türkischem Recht nicht möglich.
Nach 20 Jahren an der Macht muss Recep Tayyip Erdogan zittern. Laut Umfragen wird es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen ihm und seinem Herausforderer geben, dem Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu. Zudem kursieren Gerüchte, Erdogan sei ernsthaft erkrankt und werde nach einem Herzinfarkt im Krankenhaus behandelt. Sein Wahlkampfteam wies Spekulationen über den Gesundheitszustand zurück. Der Präsident selbst hatte am Mittwoch erklärt, er werde seine Auftritte an dem Tag absagen und sich ausruhen. Zuvor war ein TV-Interview mit ihm aufgrund von Magenbeschwerden vorübergehend unterbrochen worden.
Werden Erdogan und seine Partei AKP abgewählt? Ist ein echter Politikwechsel im Land möglich? Wohin würde das Land nach einem Sieg von Kemal Kilicdaroglu steuern? Und wie steht die Türkische Gemeinde in Deutschland zu den beiden Kandidaten? Darüber sprechen wir bei ZDFheute live mit unserer Korrespondentin Anna Feist in Istanbul. Kristian Brakel von der Böll-Stiftung und Caner Aver vom Zentrum für Türkeistudien ordnen ein, wie die politische Stimmung innerhalb der türkischen Gemeinschaft in Deutschland und der Türkei einzuschätzen ist.
Realistische Konkurrenz für Amtsinhaber Erdogan
Die aktuelle Situation in der Türkei ist angesichts hoher Inflation, einer instabilen Wirtschaft und den verheerenden Folgen der Erdbeben im Februar angespannt. Inmitten der krisendurchzogenen Zeiten steht die Präsidentschaftswahl an. Prognosen sehen die Chancen eines Machtwechsels realistisch. Viele Menschen sind unzufrieden, enttäuscht über das Krisenmanagement des Präsidenten und wünschen sich Veränderung.
Amtsinhaber Erdogan hat mit Herausforderer Kemal Kilicdaroglu von der CHP einen echten Konkurrenten. Der Politiker der sozialdemokratischen Volkspartei ist Spitzenkandidat eines Bündnisses aus sechs oppositionellen Parteien. Der 74-Jährige führt die Partei bereits seit 13 Jahren, zeigt sich in der Öffentlichkeit stets ruhig und besonnen und vertritt gegenteilige Werte als der nationalistisch-konservative Präsident Erdogan.
Umfragen zufolge ist das Wahlergebnis ungewiss. Erdogan musste in den vergangenen Monaten harte Kritik einbüßen und wird in dieser Wahl auf die Probe gestellt werden. Denkbar ist derzeit, dass kein Kandidat im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent der Stimmen bekommt. Dies würde zu einer Stichwahl am 28. Mai führen.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir blickt hoffnungsvoll auf den Ausgang der Wahlen: Das Ergebnis sei "so offen wie noch nie" in der rund 20-jährigen Amtszeit Erdogans. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gegenüber sagte er, dass ein Sieg der Opposition "den Weg für eine Rückkehr in die Türkei ebnen würde".
Mit Material von ZDF, dpa, afp
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