Aggressive Töne von Erdoğan: Womit die Türkei und der Westen jetzt rechnen müssen
Er werde bis ins Grab bei seinen Anhängern sein, verspricht der türkische Präsident Erdoğan seinen Anhängern am Sonntagabend. Nach 20 Jahren an der Macht ist er für fünf weitere Jahre wiedergewählt. Laut vorläufigem Wahlergebnis entschied der 69-jährige die Stichwahl gegen Oppositionsführer Kemal Kılıçdaroğlu mit rund 52 Prozent der Stimmen für sich.
Nach dem Wahlsieg warf Erdoğan westlichen Medien Stimmungsmache vor, die Opposition bezeichnete er als Terroristen, zugleich machte er erneut Stimmung gegen Schwule, Lesben und Transsexuelle.
Auch in Deutschland sprach sich eine deutliche Mehrheit der türkischen Wählerinnen und Wähler für Erdoğan aus. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtet, kam Erdoğan bei den in Deutschland lebenden Türken nach Auszählung von 95 Prozent der Stimmen sogar auf 67,4 Prozent.
ZDF-Korrespondent Jörg Brase hat Erdoğans Siegesrede in der Nacht verfolgt. Bei ZDFheute live erklärt er, was auf die Menschen in der Türkei und im Westen nun zukommt. Was Erdoğan-Kritiker nach dessen Wahlsieg befürchten - darüber spricht die türkische Journalistin Banu Güve, die jahrelang im Exil gelebt hat. Außerdem erklärt Caner Aver vom Zentrum für Türkeistudien, wie entscheidend die Stimmen der Wähler in Deutschland waren. Seid dabei und diskutiert mit bei ZDFheute live!
Droht der Türkei nun eine Auswanderungswelle?
Die deutsche Journalistin Meşale Tolu sieht nach der Präsidentenwahl trotz Erdoğans Sieg auch einen Erfolg für die Opposition. "Die oppositionellen Menschen sind geeinter, sie haben gesehen, dass sie es hätten schaffen können", sagte Tolu, die die Zukunft des Landes umso kritischer sieht:
Tolu, die 2017 in der Türkei wegen des Vorwurfs der Terrorpropaganda inhaftiert war, geht davon aus, dass Erdogan sein System mit der Wahl "noch einmal zementiert" hat.
Auch CDU-Politikerin Serap Güler befürchtet negative Auswirkungen für die türkische Opposition:
Meşale Tolu erwartet außerdem, "dass vor allem Jugendliche, aber auch Akademiker aus dem Land auswandern werden". Ursache sei, dass die Meinungsfreiheit "von Erdoğan tagtäglich angegriffen" werde und Menschen "ihre Arbeit nicht mehr frei ausführen können."
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Mit Material von dpa, AFP und ZDF
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