Zermürbungskrieg um Bachmut – Was passiert bei ZDFheute live?
Bachmut im Osten der Ukraine liegt quasi in Trümmern – seit Monaten toben heftige Kämpfe um die Kleinstadt. Und die scheinen mit jeder Woche blutiger zu werden. Putins Truppen wollen Bachmut jetzt "operativ" umzingelt haben, der Ring um die Stadt werde geschlossen, sagt ein Berater des von Russland eingesetzten Regierungschefs Denis Puschilin. Auf beiden Seiten sind die Verluste hoch. In den sozialen Medien kursieren Bilder von Feldern voller getöteter Soldaten. Die Ukraine fordert vom Westen auch deshalb dringend schwere Waffen, um den Vormarsch der russischen Truppen zu stoppen und besetzte Ortschaften zu befreien. Vom am Freitag anstehenden EU-Ukraine-Gipfel in Kiew erhofft sich Kiew "Neuigkeiten." Bereits am Donnerstag wird Kommissionspräsidentin der Leyen mit Mitgliedern ihres Kollegiums in Kiew erwartet. Vorab wurde bekannt, dass 15.000 zusätzliche ukrainische Soldatinnen und Soldaten im Rahmen der EU-Ausbildungsmission trainiert werden sollen.
Bachmut ist sowohl für die ukrainischen Truppen als auch für Russland strategisch wichtig. Die Stadt gehört zur ukrainischen Verteidigungslinie vor dem Ballungsraum der beiden Städte Slowjansk und Kramatorsk. Die Eroberung wäre für Moskau ein wichtiger Schritt auf dem Weg, den gesamten, bereits völkerrechtswidrig annektierten Donbass zu erobern - eines der von Putin formulierten Kriegsziele. Aber Bachmut ist auch von symbolischer Bedeutung für beide Seiten. Russland will nach mehreren erzwungenen Rückzügen im Sommer und Herbst einen Erfolg vermelden – die Ukraine ihren unbeugsamen Willen demonstrieren.
Wann entscheidet sich die Schlacht um Bachmut? Welche Bedeutung hat die Kleinstadt wirklich? Wenn Bachmut fällt, fällt dann der gesamte Donbass? Und kommen die zugesicherten westlichen Panzerlieferungen zu spät für den Schutz der Menschen in der Ukraine? Darüber spricht Victoria Reichelt bei ZDFheute live mit ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf und dem Militärhistoriker Sönke Neitzel.
Ukraine drängt den Westen zu weiteren Waffenlieferungen
Erst in der Nacht zum Dienstag bekräftigte Präsident Wolodymyr Selenskyj, Ziel sei ein vollständiger Sieg über den "russischen Terror".
Die Kämpfe im Donbass gehen weiter und Bachmut steht seit Monaten im Mittelpunkt der Gefechte. Um die ukrainische Armee zum Rückzug aus der Kleinstadt zu zwingen, versucht die russische Armee Bachmut von Norden und Süden zu umgehen. Nach Einschätzung des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) setzt Russland im Kampf um die Stadt im ostukrainischen Gebiet Donezk dabei verstärkt auf konventionelle Streitkräfte. Dabei sei der Höhepunkt noch nicht erreicht, berichtet das ISW und korrigiert damit die eigene Einschätzung von Ende Dezember.
Für einen Sieg seien laut Selenskyj schnellere Waffenlieferungen nötig. Erst in der letzten Woche verkündeten mehrere westliche Staaten neue Panzerlieferungen. Dabei handelt es sich nach Angaben des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba um eine Zahl "zwischen 120 und 130 moderner Panzer". Dazu gehören deutsche Leopard 2 Panzer, britische Challenger-2-Panzer sowie Abrams-Panzer aus den USA.
Die Ukraine drängt den Westen nun zu weiteren Waffenlieferungen und neuen Waffentypen. "Beschleunigt" werden könne das Geschehen laut der Ukraine insbesondere durch Kampfjets aus dem Westen. Laut Twitter-Meldungen von Mychailo Podoljak, einem hochrangigen Selenskyj-Berater, laufen derzeit schon Gespräche über die Lieferung von "Raketen mit einer längeren Reichweite und die Bereitstellung von Kampfjets".
Die Bundesregierung lehnt eine Kampfjet-Lieferung nach jetzigem Stand ab und warnt vor einem "Überbietungswettbewerb". Auch für das polnische Verteidigungsministerium sei es derzeit "kein Thema". Einzig US-Präsident Biden kündigt neue Gespräche mit Selenskyj an. Biden hatte am Montag noch die Bereitschaft zu Kampfjet-Lieferungen verneint.
Auch Israel zieht nach einem Besuch von US-Außenminister Blinken erstmals Militärhilfe in Erwägung und bietet sich als möglicher Vermittler an.
Mit Material von dpa, Reuters & AFP.
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