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Nord Stream: Was wusste Selenskyj?

Ein Artikel im "Wall Street Journal" sieht ukrainische Generäle hinter der Nord-Stream-Sprengung. Auch Präsident Selenskyj taucht auf. Journalist Pancevski bei ZDFheute live.

Videolänge:
30 min
Datum:
16.08.2024
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 16.08.2025

US-Journalist über seine Recherche zu ukrainischen Sprengungsplänen

Die Sabotage an den Nord-Stream-Pipelines vor knapp zwei Jahren sorgt erneut für Wirbel. Denn nach dem ersten Haftbefehl gegen einen Ukrainer im Juni, belastet ein Artikel der US-Zeitung "Wall Street Journal" jetzt mehrere ukrainische Generäle und Geschäftsleute. Und auch Präsident Wolodymyr Selenskyj spielt darin eine Rolle.

Der Journalist Bojan Pancevski schreibt über ein Treffen, das im Mai 2022 stattgefunden haben soll. Dort sollen die Ukrainer unter Alkoholeinfluss die Zerstörung der Nord-Stream-Pipelines geplant haben. Daran beteiligt war laut Pancevski der damalige Oberkommandeur der ukrainischen Streitkräfte, Walerij Saluschnyj. Mittlerweile ist er ukrainischer Botschafter im Vereinigten Königreich und weist jede ukrainische Beteiligung an der Sprengung im September 2022 zurück. Finanziert wurde das Unterfangen laut Pancevski von Geschäftsleuten.

Besonders brisant an der Recherche ist, dass sie Präsident Selenskyj erwähnt. Er soll von dem Plan unterrichtet worden sein und seine Zustimmung gegeben haben. Auf Druck des US-Auslandsgeheimdienstes CIA soll er dann aber die Drahtzieher angewiesen haben, Nord Stream nicht zu sprengen. Doch laut dem „Wall Street Journal“ war es dafür zu spät. Saluschnyj soll Selenskyj gesagt haben, dass das Sabotageteam nicht mehr zurückgerufen werden könne. Es gebe keine Kommunikationskanäle zu den Tauchern, um die Operation nicht zu gefährden.

Auf welche Quellen stützt sich der Journalist Bojan Pancveski bei seiner Nord-Stream-Recherche? Darüber spricht Jessica Zahedi mit ihm bei ZDFheute live. Außerdem in der Sendung: ZDF-Hauptstadtkorrespondent Andreas Kynast, der mögliche Reaktionen der Bundesregierung einschätzt.

Spekulationen um Täterschaft

Die Sprengung der Nord-Stream-Pipelines gab den ermittelnden Behörden große Rätsel auf. Recherchen des ZDF ergaben, dass die Täter die Identität eines ukrainischen Soldaten verwendeten, um ein Segelboot zu mieten. Schnell wurde klar, dass ein Staat hinter der Sabotage steckt. Die USA, Russland und die Ukraine rücken in den Fokus der Spekulationen. Alle drei Staaten hatten Motive, die Gaspipelines zu zerstören.

Fracking-Gas aus den USA

Die Veröffentlichung des Investigativreporters Simon Hersh legen nah, dass die USA hinter dem Anschlag stecken. Das Motiv: Russland Schaden zufügen und gleichzeitig als Gas-Lieferanten ausschalten, um das eigene Fracking-Gas besser in Europa verkaufen zu können. Dagegen spricht, dass das Projekt Nord Stream 2 zum Zeitpunkt der Sprengung bereits abgebrochen war. Mit dem Einmarsch der Russen in die Ukraine stoppte Deutschland die Genehmigung für das Projekt. Es bestand also für die US-Regierung gar kein Grund mehr, eine bereits gestoppte Pipeline zu zerstören. Auch die Nachfrage nach US-Fracking-Gas war bereits seit 2021 weltweit stark gestiegen.

Wirtschaftlicher Druck aus Russland

Schon vor dem Beginn des Krieges in der Ukraine hatte Russland damit begonnen, Deutschland unter Druck zu setzen. Mit Nord Stream 2 hätte sich Deutschland von den russischen Gaslieferungen noch stärker abhängig gemacht. Das Projekt hätte etwa 50 Millionen Haushalte in Deutschland mit Gas versorgen können. Mit dem Anschlag auf die Pipeline könnte Russland das Ziel verfolgt haben, Deutschland zu destabilisieren und der Wirtschaft zu schaden, um die Bundesregierung dazu zu bringen, sich aus dem Krieg herauszuhalten und die Ukraine nicht weiter militärisch zu unterstützen. Fraglich ist jedoch, ob es für Russland rentabel gewesen wäre, eine so gewinnbringende Pipeline zu zerstören.

Sabotage aus der Ukraine

Die Ukraine war von Beginn an nicht mit dem Projekt einverstanden. Es erlaubte den Russen, der Ukraine den Gashahn abzudrehen und dabei den Westen Europas weiterhin zu versorgen und damit viel Geld zu verdienen. Mit Kriegsausbruch forderte die ukrainische Regierung den Importstopp russischen Gases nach Deutschland, um Russland die Einnahmequelle für seine Kriegskasse zu nehmen. Für den Importstopp sorgte schließlich nicht Deutschland, sondern das Unternehmen Gazprom, indem es alle Lieferungen über Nord Stream einstellte. Die Sprengung der Pipelines sorgte dafür, dass Gazprom seine Lieferungen über Nord Stream nicht wieder aufnehmen konnte. Allerdings würde die Ukraine mit einem solchen Anschlag die Unterstützung Deutschlands aufs Spiel setzen.

Quellen: ZDF, AFP, dpa

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