Live aus Cherson mit deutschem Helfer im Katastrophengebiet und Ex-General Ramms
Seit Dienstag strömen riesige Wassermassen aus dem zerstörten Kachowka-Staudamm in der südukrainischen Region Cherson. Zehntausende Menschen sind von den Überschwemmungen betroffen und benötigen Hilfe. Doch die Evakuierungen der Stadt Cherson wurden durch russischen Beschuss behindert. Ein Zivilist sei dabei getötet worden, neun weitere wurden verletzt, meldete die Staatsanwaltschaft in Cherson. Auch Russland wirft der Ukraine Beschuss vor und meldet zwei Tote. Der ukrainische Präsident Selenskyj besuchte heute das Gebiet und versprach, den Menschen zu helfen. Zuvor äußerte er scharfe Kritik - besonders an den Vereinten Nationen und dem Roten Kreuz. Die Organisationen seien dem Land nach dem Staudammbruch bisher nicht zur Hilfe gekommen. Dabei müssen die UNO und das Rote Kreuz doch "als erste da sein, um Menschenleben zu retten", sagte er.
Vor Ort habe er über die Situation nach der Zerstörung des Kachowka-Staudammes beraten, teilt Selenskyj auf Telegram mit. Die Ukraine macht, ebenso wie viele internationale Experten, Russland für die Katastrophe verantwortlich. Kiew ist davon überzeugt, dass Moskau den Staudamm sprengen ließ, um so die geplante ukrainische Gegenoffensive zu behindern. Moskau weist das zurück und schiebt Kiew die Schuld zu. Experten halten es auch für möglich, dass der seit langem von Russland kontrollierte Staudamm schlecht gewartet wurde und unter dem Druck der Wassermassen geborsten ist.
Wie ist die Lage vor Ort? Was sind die Folgen für die Menschen? Wie laufen die Rettungseinsätze und Evakuierungen ab? ZDFheute live Moderatorin Alica Jung ist vor Ort in Cherson, schildert ihre Eindrücke und spricht mit einem der wenigen deutschen Helfer, Feuerwehrmann Nils Thal und Ukraine-Reporter Timm Kröger. Außerdem im Stream: Ex-NATO-General Egon Ramms.
Was sind mögliche Folgen des Dammbruchs?
Nachdem Anfang der Woche der Staudamm bei Cherson gebrochen ist, sind die Hintergründe weiter unklar. Besonders von den Hochwassern betroffen ist die linke Seite des Flusses Dnipro, die von russischer Seite besetzt ist.
Der Nabu schätzt die Umweltfolgen für den Süden der Ukraine und die gesamte Schwarzmeerregion als verheerend ein. Experten warnen vor Massensterben von Fischen, Weichtieren und Wasserpflanzen. Die Zersetzung zerstörter Organismen kann die Wasserqualität enorm verschlechtern. Auch die Verunreinigung des Wassers durch Müll, Chemikalien und Tierkadaver stellt die Ukraine vor weitere Herausforderungen.
Hinzu kommen die Folgen für die Landwirtschaft in der gesamten Region: Bislang sind diese noch nicht abzusehen, werden aber wohl weltweit spürbar sein. Für die Lebensmittelsicherheit spielt die Ukraine als weltweit fünftgrößter Exporteur eine entscheidende Rolle auf dem internationalen Weltmarkt.
Mit Material von ZDF, dpa, afp und Reuters
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