Baltimore: Weiter Personen vermisst, zwei Menschen gerettet
In der US-Stadt Baltimore hat ein Schiff eine vierspurige Autobrücke gerammt und sie weitgehend zum Einsturz gebracht. Mindestens zwei Menschen wurden nach Angaben der Feuerwehr aus dem Wasser gerettet. Nach mindestens sechs weiteren Menschen werde weiterhin gesucht.
Marylands Verkehrsminister Paul Wiedefeld bezeichnete den Vorfall als "katastrophalen Kollaps". Warum das Schiff die Brücke rammte, sei bisher unklar.
Es hätten sich in der Nacht Arbeiter auf der Brücke befunden, die Beton-Ausbesserungen vorgenommen hätten. Aber es sei nicht bekannt, wie viele Menschen dort waren, als praktisch der gesamte über dem Wasser befindliche Teil der etwas mehr als 2,5 Kilometer langen Brücke einstürzte.
Keine Hinweise auf Terrorismus - auch FBI ermittelt
Wie US-Medien unter Berufung auf die Küstenwache und die Feuerwehr berichteten, waren gegen 1.30 Uhr erste Notrufe eingegangen. Auf Videos einer Überwachungskamera, die in sozialen Netzwerken verbreitet wurden, war zu sehen, wie das Schiff einen der Stützpfeiler rammte und daraufhin große Teile der Brücke ins Wasser stürzten. Auch mehrere Fahrzeuge, die zum Zeitpunkt des Einsturzes auf der Brücke standen, stürzten demnach in den Fluss.
Es lägen derzeit "absolut keine Hinweise" darauf vor, dass das Schiff die Brücke absichtlich gerammt habe, sagte der Polizeipräsident von Baltimore, Richard Worley. Auch deutete nichts auf einen terroristischen Hintergrund hin. Das FBI hat ebenfalls Ermittlungen aufgenommen. Das Schiff sei knapp 290 Meter lang.
Schiff- und Brückenexperte bei ZDFheute live
Wie konnte es zu der Katastrophe kommen? In welchem Zustand hat sich die Brücke befunden? Wie können solche Kollisionen verhindert werden?
Darüber spricht ZDFheute live mit dem Schiffexperten Prof. Friedrich Wirz von der TU Hamburg und dem Brückenexperten Prof. Martin Mertens von der Hochschule Bochum. Außerdem berichtet ZDF-Korrespondentin Claudia Bates aus Baltimore.
Vielbefahrene Brücke über dem Patapsco River
Nur etwa eine halbe Stunde nachdem die "Dali" den Hafen von Baltimore verlassen hatte, kollidierte sie mit der Francis-Scott-Key-Brücke, die über den Patapsco River verläuft und täglich von rund 31.000 Fahrzeugen genutzt wird.
Ursprünglich war das Containerschiff unterwegs Richtung Sri Lanka. Das Schiff ist von Maersk gechartert worden. Das dänische Unternehmen ist hinter MSC die weltweit zweitgrößte Containerreederei.
Auswirkungen auf Autotransporte und Kreuzfahrten
Der zurzeit gesperrte Hafen Baltimores ist der verkehrsreichste Hafen für Autotransporte in den USA. Neben Toyota und General Motors regelt auch der deutsche Autobauer Volkswagen In- und Exporte über den Hafen der Metropole im Nordosten der USA.
Auch für Kreuzfahrtschiffe ist Baltimore eine Anlaufstelle: Nach dem Einsturz mussten mehr als 40 Dampfer im Hafen bleiben. Die Fahrten gehen unter anderem in die Karibik, Kanada oder andere Atlantikrouten.
Ähnliches Unglück im Februar in China
Ein Unglück wie das vergangene Nacht in Baltimore ist zwar selten, doch weltweit betrachtet kein Einzelfall: In der südchinesischen Provinz Guangdong starben vor wenigen Wochen fünf Menschen, nachdem ein Frachter eine Autobrücke gerammt und teilweise zum Einsturz gebracht hatte.
Auch die USA hat ihre Erfahrung mit Schiffskollisionen: Ein von der US-Luftwaffe und der Nasa beladenes Schiff riss 2012 im Bundesstaat Kentucky eine über 90 Meter lange Lücke in eine Straßenbrücke. Der Kapitän war eine Route gefahren, die nicht für schwere Schiffe ausgewiesen war.
Mit Material von AFP, dpa und Reuters
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