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Ist der Atomausstieg ein Fehler?

Deutschland steigt final aus der Atomkraft aus. Befürworter sehen darin eine Entscheidung für den Klimaschutz, Kritiker das Gegenteil. Bei ZDFheute live diskutieren zwei von ihnen.

Videolänge:
37 min
Datum:
14.04.2023

Am Samstag werden die letzten drei deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet. Isar 2, Neckarwestheim und Emsland haben laut Statistischem Bundesamt zuletzt zwar nur etwa sechs Prozent zur Stromerzeugung in Deutschland beigetragen. Dennoch sorgt die Abschaltung der letzten deutschen AKW weiter für Kontroversen.

Kurz vor dem Stichtag hatte die FDP darauf gepocht, die Atommeiler noch in Reserve zu lassen und nicht sofort zurückzubauen. Nach Ansicht des Umweltministeriums stellt sich die Frage nach einem Reservebetrieb aber nicht. "Es gibt einen Beschluss und der gilt", sagte ein Sprecher am Mittwoch. Die Betreiber würden den Rückbau Jahre im Voraus planen.

Der Atomausstieg sei "ein ganz trauriges Kapitel deutscher Energiepolitik", sagte der bayerische Ministerpräsident Markus Söder. Atomstrom sei eine Energiequelle, die "CO2-frei ist, klimamäßig wesentlich besser ist, bezahlbar ist und sicher ist". Und FDP-Vize Wolfgang Kubicki spricht von einem dramatischen Irrtum. Dagegen verspricht sich Greenpeace von der Abschaltung einen "richtigen Booster" für die erneuerbaren Energien.

Ist das Ganze nun also ein riesiger Fehler oder doch längst überfällig? Und wie kann die Energie der Zukunft aussehen? Darüber diskutieren bei ZDFheute live CSU-Generalsekretär Martin Huber und Energie-Experte Volker Quaschning von Scientists for Future.

Habeck: Versorgungssicherheit bleibt gewährleistet

Eigentlich sollten die letzten AKW schon Ende 2022 abgeschaltet werden. Wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der dadurch ausgelösten Energiekrise beschloss die Ampel-Koalition im vergangenen Jahr jedoch, die Meiler über den Winter noch weiterlaufen zu lassen. Nachdem ein Streit zwischen FDP und Grüne drohte, die Koalition zu spalten, sprach Bundeskanzler Olaf Scholz von der SPD im Oktober ein Machtwort und beschloss den Weiterbetrieb der drei AKW bis zum 15. April diesen Jahres.

Dass jetzt ausgerechnet FDP und Union - die den Atomausstieg 2011 gemeinsam beschlossen - das Abschalten der letzten Atommeiler kritisieren, "verwundert" besonders die Grünen, wie Umweltministerin Steffi Lemke kürzlich der dpa sagte. Der Gesetzestext sei eindeutig. Es wäre demnach rechtswidrig, sie nach dem 15. April in Reserve zu halten. Ihr Parteifreund und Kabinettskollege Robert Habeck betonte zudem:

Die Energieversorgungssicherheit in Deutschland ist und bleibt gewährleistet, sie ist im internationalen Vergleich weiterhin sehr hoch.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck

Wie wirkt sich der Atomausstieg auf die CO2-Bilanz aus?

Das Aus für Atomkraft sei "ein schwarzer Tag für den Klimaschutz", sagte CDU-Fraktionsvize Jens Spahn am Dienstag. Die Wissenschaft ist da differenzierter. Zwar sind kurzfristig aufgrund der intensiveren Nutzung von Kohle- und Gaskraftwerken steigende CO2-Emissionen zu erwarten, wie Berechnungen des Ifo-Instituts und der Denkfabrik Agora-Energiewende ergaben.

Aber: Die Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags haben die aufwändigen Berechnungen analysiert und kommen zu dem Schluss, dass ein Weiterbetrieb der AKW vermutlich "nicht zu einer nachhaltigen Verbesserung der Situation für das Klima führen dürfte."

Denn: Der CO2-Einspareffekt durch einen Weiterbetrieb der AKW ist nur gering. Gleichzeitig koste der Betrieb aber Geld, das dann nicht mehr für die Energiewende zur Verfügung stehe. Das Ifo Institut schreibt: "Laufzeitverlängerte Atomkraftwerke in Deutschland sparen nur geringe Mengen an Erdgas ein und behindern im Gegenzug mittelfristig den Ausbau der Erneuerbaren Energien."

Mit Material von ZDF, dpa

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