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Bundeswehr-Abzug aus Afghanistan

Die letzten deutschen Soldaten sind aus Afghanistan zurück. Was hat der Einsatz gebracht und welche Lehren zieht die Bundeswehr daraus? Fragen an einen General und einen Veteranen.

Videolänge:
36 min
Datum:
30.06.2021

Bundeswehr zieht letzte Truppen aus Afghanistan ab - Was passiert bei ZDFheute live?

Nach dem Ende des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan landeten die letzten deutschen Soldaten in drei Transportflugzeugen der Luftwaffe auf dem niedersächsischen Fliegerhorst Wunstorf. An Bord befanden sich insgesamt 264 Männer und Frauen.

Nach fast 20 Jahren Einsatz haben heute Nacht die letzten Soldatinnen und Soldaten unserer Bundeswehr Afghanistan verlassen. Sie sind nun auf dem Weg nach Hause.
Annegret Kramp-Karrenbauer, Bundesverteidigungsministerin

Seit Beginn des Truppenabzugs hat die Gewalt in Afghanistan wieder zugenommen, insbesondere in den ländlichen Regionen kommt es immer wieder zu Kämpfen.

Was hat die Bundeswehr aus dem Einsatz gelernt? Darüber spricht ZDFheute live mit ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf und Bundeswehr-Soldat Maik Mutschke, der in Afghanistan im Einsatz war. Ebenfalls mit dabei ist der ehemalige Nato-General Egon Ramms. Er war von 2007 bis 2010 Vorgesetzter der ISAF-Kommandeure.

Was sind die Hintergründe des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan?

2001 beschloss der Bundestag das erste Mandat für eine deutsche Beteiligung an der "Internationalen Schutztruppe für Afghanistan" (ISAF). Nach 13 Jahren endete der internationale Kampfeinsatz, dennoch blieben zur Beratung und Ausbildung der einheimischen Streitkräfte tausende ausländische Soldaten im Rahmen der Mission "Resolute Support" im Land. Seit dem ersten Mai 2021 werden alle Nato-Truppen aus dem Krisengebiet abgezogen.

Insgesamt 160.000 Bundeswehr-Soldaten wurden für je vier bis sechs Monate in Afghanistan eingesetzt. Davon kamen 59 Soldaten ums Leben, 35 durch Fremdeinwirkung. Von 2001 bis 2020 kostete der Einsatz 12.156.000.000 Euro, teilte das Auswärtige Amt im April dieses Jahres mit. Für die Nato-Mission "Resolute Support" waren zuletzt 1100 deutsche Soldaten vor Ort - die zweitgrößte Truppe nach den USA.

Das Schicksal tausender Afghanen, die die internationalen Truppen unterstützt haben, bleibt offen. Die Bundesregierung legte zwar fest, dass alle Afghanen, die seit 2013 für die Bundeswehr und andere deutschen Sicherheitskräfte gearbeitet haben, grundsätzliche für eine Übersiedlung nach Deutschland qualifiziert seien, aber sie müssen die Übersiedlung nach Deutschland selbst zahlen und nachweisen, dass sie gefährdet sind.

Die Meinungen zum Einsatz in dem Krisengebiet sind geteilt.

Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch erklärt den Einsatz für gescheitert.

Ich glaube nicht, dass Afghanistan befriedet ist. Wenn man sieht, wie überstürzt die deutschen Soldaten und auch die anderen Nato-Soldaten das Land verlassen, ist das keine gute Bilanz.
Dietmar Bartsch, Fraktionschef Die Linke

Der CDU-Außenexperte Johann Wadephul verweist dagegen auf einige Erfolge: Der Terror in Afghanistan sei zurückgedrängt, die Lage von Frauen und Mädchen habe sich verbessert, zudem habe Deutschland in der Nato Bündnistreue demonstriert. Die Wehrbeauftragte des Bundestages Eva Högl (SPD) forderte eine kritische Aufarbeitung des Einsatzes durch das Parlament. Eine Enquete-Kommission könnte "aufzeigen, was der Einsatz gebracht hat und was wir für aktuelle und künftige Einsätze lernen können", erklärte Högl. Nötig sei eine kritische und ehrliche Bilanz".

Politiker und Armeeangehörige in Afghanistan haben den Abzug der Bundeswehr bedauert. Nach 20 Jahren freundlicher Beziehung sei es wie einen guten Freund zu verlieren, sagte General Khanullah Schudschah. Er hat von den deutschen Soldaten das Camp Marmal übernommen, das viele Jahre der größte Stützpunkt der Bundeswehr im Ausland war.

(Mit Material von AFP, dpa, Reuters)

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