Seinen sofortigen Rücktritt gab Grindel am Dienstag in einer persönlichen Erklärung bekannt. Zuvor hatte er das Präsidium des DFB darüber informiert.
Grindel erklärte: " Ich entschuldige mich dafür, dass ich durch mein wenig vorbildliches Handeln in Zusammenhang mit der Annahme einer Uhr Vorurteile gegenüber haupt- oder ehrenamtlich Tätigen im Fußball bestätigt habe", schrieb der 57-Jährige und sprach von einem "Fehler, der mir da unterlaufen ist". Er habe keine Gegenleistung für die Annahme des Geschenks erbracht, betonte Grindel.
Grindel zeigt sich erschüttert
"Ich hoffe sehr, dass nach der Prüfung durch die Compliance-Beauftragten sicher ein Verstoß gegen Meldepflichten festgestellt wird, aber im Übrigen meine Integrität nicht in Zweifel steht", so Grindel, der ergänzte: "Ich bin tief erschüttert, dass ich wegen eines solchen Vorgangs meine Funktion als DFB-Präsident aufgeben muss, die ich gerne ausgeübt habe, vor allem um dem Amateurfußball in Deutschland Impulse zu geben."
Grindels Stellungnahme endete mit der Bitte um eine "faire Beurteilung" seiner knapp dreijährigen Amtszeit. Seine internationalen Ämter bei UEFA und FIFA behält der 57-Jährige. Grindel werde die Ämter im Exekutivkomitee der UEFA und im Council der FIFA "in enger Abstimmung mit dem DFB" fortführen, teilte der Deutsche Fußball-Bund mit. Die beiden Ämter im internationalen Fußball werden mit rund einer halben Million Euro pro Jahr entlohnt.
Rauball und Koch übernehmen
Der Druck auf Reinhard Grindel sei in den vergangenen Wochen "auf unterschiedlichen Ebenen permanent gestiegen", sagte DFB-Vizepräsident Reinhard Rauball, der den Verband bis zum DFB-Bundestag am 27. September zusammen mit Vize Rainer Koch kommissarisch führen wird. "Es ist daher im Sinne des deutschen Fußballs und seiner Handlungsfähigkeit, den Weg für einen personellen, aber auch strukturellen Neuanfang innerhalb des DFB freizumachen", ergänzte Rauball.
Die Interimsspitze will nun schnell mit der Suche nach einem Nachfolger beginnen. "Unser Ziel ist es jetzt, einen gemeinsamen Kandidaten von DFB und DFL außerhalb des Präsidiums zu finden, der die Anliegen des Amateurfußballs ebenso im Blick hat wie den Spitzenfußball", sagte Amateur-Boss Koch.
Nebeneinkünfte, Luxus-Uhr
Die Kritik an dem 57-jährigen Grindel, der seit drei Jahren das Amt des DFB-Präsidenten bekleidet, wurde zuletzt immer lauter. Nach einem Spiegel-Bericht und Vorwürfen, dass Grindel Zusatzeinkünfte über 78.000 Euro als Aufsichtsratschef der DFB-Medien Verwaltungs-Gesellschaft in den Jahren 2016 und 2017 nicht publik gemacht haben soll, fand der einstige CDU-Berufspolitiker in den vergangenen Tagen kaum noch Rückhalt in der Verbandsspitze.
Am Montag berichtete die Bild-Zeitung, dass Grindel von einem ukrainischen Fußball-Oligarchen eine Luxus-Uhr geschenkt bekam - ein weiterer Verstoß gegen die DFB-Compliance-Regel, der Grindel nun endgültig das Amt kostete.
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Kritik an Grindel
Bei der Eröffnungsgala der Hall of Fame des deutschen Fußballs am Montagabend in Dortmund war die Personalie Reinhard Grindel das bestimmende Thema. Die Kritik der geladenen Gäste an Grindel aber auch am DFB war deutlich.
"Wenn man in solch einer Position ist und solche Dinge ans Licht kommen, sollte man zumindest Argumente haben, um sie so schnell wie möglich beiseite zu räumen", kritisierte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, "beim DFB wird aber schon einmal gerne zu lange rumgeeiert."
Auch Andreas Rettig, Geschäftsführer beim Zweitligisten FC St. Pauli, ging verbal auf Distanz: "Einen Platz in der Hall of Fame würde Grindel heute sicher nicht bekommen. Das Erscheinungsbild des DFB ist schon seit längerer Zeit verbesserungswürdig."