Jürgen Klinsmann hat nach nur 76 Tagen überraschend sein Amt als Trainer bei Hertha BSC zur Verfügung gestellt. Nach "langer Überlegung" sei der 55-Jährige zu der Überzeugung gekommen, von seinem Amt beim Fußball-Bundesligisten zurückzutreten. Dies kündigte er auf seinem Facebook -Account an. Klinsmann-Berater Roland Eitel bestätigte auf SID-Anfrage die Demission des Ex-Bundestrainers bei Hertha.
Hertha-Führung überrascht
"Wir sind von dieser Entwicklung am Morgen überrascht worden. Insbesondere nach der vertrauensvollen Zusammenarbeit hinsichtlich der Personalentscheidungen in der für Hertha BSC intensiven Wintertransferperiode gab es dafür keinerlei Anzeichen. Über die weiteren Entwicklungen werden wir zu gegebener Zeit informieren", sagte Manager Michael Preetz in einer Erklärung von Hertha BSC.
Offenbar fehlte Klinsmann im Abstiegskampf die nötige Unterstützung im Verein. "Als Cheftrainer benötige ich allerdings für diese Aufgabe, die noch nicht erledigt ist, auch das Vertrauen der handelnden Personen", schrieb Klinsmann. Gerade im Rennen um den Klassenerhalt seien Einheit, Zusammenhalt und Konzentration enorm wichtig. Klinsmann hatte das Amt erst Ende November von Ante Covic übernommen, nachdem dieser mit dem Klub in den Tabellenkeller gerutscht war. In neun Bundesliga-Spielen holte der frühere Welt- und Europameister zwölf Zähler. Im DFB-Pokal unterlagen die Berliner im Achtelfinale in der vergangenen Woche bei Schalke 04 mit 2:3 nach Verlängerung.
Plötzliche Wendung
Noch am Montagabend hatte Klinsmann für sein Projekt bei der Hertha geworben und im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur mindestens Platz 15, also den sicheren Klassenverbleib, am Saisonende versprochen. Am Samstag gastieren die Berliner bei Schlusslicht SC Paderborn in einem wegweisenden Spiel für den Abstiegskampf. «Ich bin fest davon überzeugt, dass die Hertha das Ziel - den Klassenverbleib - schaffen wird», schrieb Klinsmann auf Facebook.
In der Winterpause hatte Hertha dank Geldgeber Lars Windhorst kräftig auf dem Transfermarkt investiert. Für die vier Profis Santiago Ascacibar, Krzysztof Piatek, Matheus Cunha und Lucas Tousart, der jedoch auf Leihbasis noch ein halbes Jahr bei Olympique Lyon bleibt, blätterte der Hauptstadt-Club fast 80 Millionen Euro hin. Es sollte auch eine Investition in das Klinsmann-Projekt sein, das nun abrupt beendet ist.
Trainerwechsel in der Bundesliga 2019/20:
1. Niko Kovac (Bayern München). - 3. November 2019. - Nachfolger: Hansi Flick
2. Achim Beierlorzer (1. FC Köln). - 9. November 2019. - Nachfolger: Markus Gisdol
3. Sandro Schwarz (FSV Mainz 05). - 10. November 2019. - Nachfolger: Achim Beierlorzer
4. Ante Covic (Hertha BSC). - 27. November 2019. - Nachfolger: Jürgen Klinsmann
5. Friedhelm Funkel (Fortuna Düsseldorf). - 29. Januar 2020. - Nachfolger: Uwe Rösler
6. Jürgen Klinsmann (Hertha BSC). - 11. Februar 2020. - Interimsnachfolger: Alexander Nouri
Quelle: dpa/sid