Viele Demonstrantinnen in Paris riefen Slogans wie "Schnauze voll von Vergewaltigung" oder "Schluss mit der Straflosigkeit für Angreifer"; auf Spruchbändern hieß es, "Eine Frau ist niemals selbst schuld an der Gewalt gegen sie". Präsident Emmanuel Macron äußerte seine Unterstützung für das Anliegen der Frauen: Der Kampf mache täglich Fortschritte, doch habe die Gesellschaft noch einen weiten Weg vor sich - der Kampf gehe alle an, erklärte er auf Twitter.
Aus #MeToo wird #NousToutes
Die Proteste in Frankreich werden von der #NousToutes-Bewegung getragen. Diese wurde im September in Anlehnung an die "MeToo"-Kampagne gegen sexuelle Übergriffe ins Leben gerufen: Damals war die Zahl der angezeigten Fälle sexueller Übergriffe um fast ein Viertel gestiegen. Nach jüngsten Regierungszahlen wurden im vergangenen Jahr in Frankreich rund 225.000 Fälle häuslicher Gewalt gegen Frauen registriert.
Premierminister Edouard Philippe kündigte für Dienstag eine neue Online-Plattform an, auf der rund um die Uhr Fälle von sexueller Gewalt und Sexismus gemeldet werden können. Den Organisatorinnen der "feministischen Flutwelle" reicht dies nicht: Sie fordern deutlich mehr Geld im Kampf gegen das Problem.
In Rom gingen am Samstag rund tausend Menschen trotz heftigen Regens gegen sexuelle Gewalt auf die Straße. Als Symbol für die seit Jahresbeginn allein in Italien getöteten Frauen ließen die Demonstranten 106 rosafarbene Luftballons aufsteigen.
In Genf, Athen und Madrid beteiligten sich hunderte meist weibliche Demonstranten an den Kundgebungen. Der Protestmarsch in der spanischen Hauptstadt am Samstagabend wurde von lautem Trommeln begleitet, Sprechchöre riefen: "Wir sind alle hier, die Mörder fehlen".
In vielen Städten gingen die Proteste am Sonntag weiter. In Spanien, darunter in Madrid, Barcelona, Sevilla, Valencia, Bilbao oder Pamplona ging die Zahl der Teilnehmerinnen erneut in die Tausende.
EU-Parlamentspräsident Tajani setzt Zeichen bei Brexit-Gipfel
Auch während den Brexit-Verhandlungen war das Thema präsent: beim EU-Gipfel am Sonntag trat der EU-Parlamentspräsident Tajani mit einem hellroten Halbkreis unter dem linken Auge vor die Mikrofone. Auf Nachfrage erklärte Tajani, er nehme an einer italienischen Kampagne zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen teil.