Schock und Bestürzung in Dortmund: Nach drei Explosionen am Mannschaftsbus von Borussia Dortmund ist das Champions-League-Spiel am Dienstagabend gegen AS Monaco abgesagt worden. Das teilte der Fußball-Bundesligist eine Viertelstunde vor dem geplanten Anpfiff des Viertelfinal-Hinspiels in der Signal-Iduna Arena mit. Die Partie soll nun am Mittwoch um 18.45 Uhr stattfinden.
BVB-Verteidiger Marc Bartra wurde durch die Explosionen verletzt und ins Krankenhaus gebracht. Dort wurde ein gebrochener Armknochen festgestellt sowie Verletzungen durch Glassplitter an der Hand. Er wurde noch am Abend operiert.
Watzke: "Schockstarre"
"Die ganze Mannschaft ist in einer gewissen Schockstarre. Wir müssen versuchen, das in irgendeiner Weise zu kanalisieren. Das wird nicht einfach, wir müssen morgen spielen. Solche Bilder bekommst du nicht aus dem Kopf raus", sagte Watzke.
BVB-Torwart Roman Bürki schilderte dem Blick.ch seine Eindrücke: "Ich saß in der hintersten Reihe neben Marc Bartra, der von Splittern der zerborstenen Rückscheibe getroffen wurde. Nach dem Knall haben wir uns alle im Bus geduckt und wer konnte, auf den Boden gelegt. Wir wussten nicht, ob noch mehr passiert. Die Polizei war schnell vor Ort, hat abgesichert. Wir sind alle geschockt,an ein Fußballspiel dachte in den Minuten danach keiner."
Polizei: Angriff auf BVB-Team
Kurz nach der Abfahrt des Fußball-Bundesligisten vom Teamhotel zum Stadion waren in der Nähe des Mannschaftsbusses die Sprengsätze explodiert. Die Sicherheitskräfte suchten die Umgebung mit einer Drohne ab. Die Sprengsätze gegen den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund waren nach Einschätzung der Polizei durchaus gefährlich. "Nach ersten Erkenntnissen geht die Polizei von einem Angriff mit ernstzunehmenden Sprengsätzen aus". Auch geht die Polizei von einem gezielten Angriff auf die Spieler des BVB aus. "Die Sprengsätze könnten in einer Hecke in der Nähe eines Parkplatzes versteckt gewesen sein."
Zu den Hintergründen des Angriffs werde weiter ermittelt. Es werde geprüft, ob möglicherweise ein weiterer Sprengsatz deponiert worden sei, sagte ein Polizeisprecher am Einsatzort.
Mutmaßliches Bekennerschreiben aufgetaucht
Auf einer Pressekonferenz der Polizei sprachen die zuständige Staatsanwältin von einem mutmaßlichen Bekennerschreiben, der in der Nähe des Tatorts gefunden wurde. Die Echtheit des Schreibens werde derzeit "intensiv geprüft". Zum genauen Inhalt des Schreibens machte Sie keine Angaben um die Ermittlungen nicht zu erschweren. Für das Spiel am Mittwoch ist von der Polizei eine erhöhte Präsenz rund ums Stadion geplant. Außerdem besonderer Schutz für die beiden Mannschaften.
"Spieler werden das wegstecken"
Das BVB-Team wurde nach dem Vorfall zurück ins Hotel gebracht. "Aus Sicherheitsgründen wollen wir das weitere Prozedere nicht bekannt geben", sagte Watzke.
"Ich hoffe, dass es uns in irgendeiner Weise morgen gelingt, einigermaßen wettbewerbsfähig wieder auf dem Feld zu stehen", ergänzte Watzke. BVB-Präsident und Ligapräsident Reinhard Rauball äußerte die Hoffnung, dass das Team zu einer Trotzreaktion fähig sei. "Das wäre das Allerschlechteste, wenn durch eine derartige Handlung heute Abend diejenigen auch noch Erfolg haben, dass die Mannschaft sich beeinflussen lässt. Ich bin überzeugt, dass Trainer und Mannschaft genau den richtigen Weg gehen werden und morgen eine bestmögliche Leistung abrufen werden", sagte Rauball.
Im Stadion blieb es ruhig
BVB-Stadionsprecher Norbert Dickel informierte derweil die sich bereits im Signal-Iduna-Park befindenden Anhänger ständig über die Entwicklungen. Die Fans blieben weitgehend ruhig, sie reagierten nur vereinzelt mit Pfiffen auf die Neuansetzung der Begegnung. Borussia Dortmund empfahl den Anhängern zunächst noch im Stadion zu bleiben und Ruhe zu bewahren, um eine geordnete Abreise zu gewährleisten.