Rund die Hälfte der Fläche Deutschlands wird von der Landwirtschaft genutzt - die damit einen entscheidenden Einfluss auf Natur und Umwelt hat. Besonders die intensive Tierhaltung braucht viel Fläche, belastet Boden und Gewässer und ist mit ihren Emissionen mitverantwortlich für den Klimawandel. Doch welche Lebensmittel Landwirtinnen und Landwirte produzieren, richtet sich auch nach dem Konsumverhalten der Verbraucher*innen.
Zwar versucht die Politik mit verschiedensten Maßnahmen Rahmenbedingungen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu schaffen, deutschlandweite Bauernproteste zeigten jedoch jüngst, wie groß die Unzufriedenheit vieler Landwirt*innen ist. Wie kann nachhaltigere Landwirtschaft und Ernährung funktionieren? Und was muss sich dafür in Politik und Gesellschaft verändern?
Herausfordernde Landwirtschaftspolitik
Philipp Pelzer ist Landwirt und führt zusammen mit seinem Vater einen konventionellen Familienbetrieb in fünfter Generation. Der 25-Jährige bewirtschaftet 90 ha Ackerland und betreibt Rindermast mit 10 Mutterkühen auf der Weide und einem Bullenstall, in dem 32 Tiere Platz haben. Von der aktuellen Landwirtschaftspolitik ist Philipp frustriert: "Die Politik macht es einem schon schwer, heutzutage Landwirt zu sein." Wie viele seiner Berufskolleg*innen sieht auch Philipp die Grünen als politisches Feindbild.
Eine der größten Herausforderungen sei für ihn vor allem die fehlende Planungssicherheit: "Politiker denken nicht langfristig, sondern immer nur darüber nach, was die Lösung eines Problems mit ihrem Amt macht." Auch die Wunschvorstellung vieler Verbraucher*innen nach immer höheren Tierschutzstandards sei aufgrund des tatsächlichen Konsumverhaltens schwer umsetzbar: "Viele Verbraucher habe eine Bullerbü-Wunschvorstellung von der Kuh auf der grünen Weide und fordern immer höhere Auflagen. Gleichzeitig wird im Regal aber immer zum günstigsten Produkt gegriffen."
Weniger Tiere besser halten
Zoe Mayer kämpft für eine nachhaltigere Landwirtschaft. Sie sitzt als Abgeordnete der Grünen im Bundestag und ist dort Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft. Ein Teil der Lösung ist für die 28-jährige Politikerin, weniger Nutztiere unter besseren Bedingungen zu halten: "Das ist gut für unsere Gesundheit, gut für Klima und Umwelt und natürlich am besten für die Tiere." Besonders konventionelle Landwirt*innen seien in der Verantwortung, da sie den Großteil unserer Lebensmittel produzieren. Auch das möchte Zoe gern verändern: "Wir sollten den Anteil ökologisch erzeugter Lebensmittel deutlich steigern, aber das geht natürlich nicht, wenn wir die Produkte eins zu eins so weiter essen, wie wir es in Deutschland gerade tun."
Zoe selbst ist Veganerin und wirbt für eine Ernährung mit deutlich weniger tierischen, mehr pflanzliche Produkten und einem bewussteren Konsum: "Wir müssen mal generell hinterfragen, wie wir in Deutschland eigentlich essen: Es muss günstig sein, alles vorverarbeitet und abgepackt und die Lieferketten sind völlig egal." Um das landwirtschaftliche System zu verändern, sei daher ein Umdenken in der Gesellschaft zwingend notwendig.
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Bei Sag's mir begegnen sich zwei Menschen, die Landwirtschaft und Ernährung aus zwei ganz unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Gelingt es zwei Fremden, sich trotz ihrer verschiedenen Standpunkte anzunähern?
Sag's mir mit den Gästen Philipp Pelzer, konventioneller Landwirt, sowie Zoe Mayer, Grünen-Abgeordnete und Mitglied im Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft.