Ein Film von Frank Eggers
Nach einem UNO-Bericht von 2020 gehen 38 % der globalen Co2-Emmissionen allein auf das Konto von Bau- und Gebäudewirtschaft. Konzepte für klimaneutrale Städte gibt es einige. Doch wie realistisch sind sie?
"Eine Stadt, die Co2 absorbiert anstatt es auszustoßen"
Vicente Guallart, ehemaliger Chefarchitekt des Stadtrats von Barcelona, möchte am liebsten die Landwirtschaft selbst in die Großstädte holen: Gemüse soll flächendeckend dort erzeugt werden, wo es auch gegessen wird: in der Stadt. Für Xiong'An, ein riesiges Neubaugebiet bei Peking, plant der Spanier derzeit eine Stadt, die Co2 absorbiert anstatt es auszustoßen. Und in den Hügeln oberhalb von Barcelona denkt er mit seinen Masterstudenten darüber nach, wie man Häuser bauen könnte, "die wie Bäume sind, und Städte wie Wälder".
"Lebendiges Labor" - Woven City
Auch Japan ist bei der Erprobung einer Stadt der Zukunft vorne mit dabei: Am Fuße des Mount Fuji plant Toyota eine "Woven City“: 2000 Menschen, darunter Forscher aus aller Welt, sollen dort in einem "lebendigen Labor" leben – und zwar smart: mit autonomen Fahrzeugen, emissionsfreiem Verkehr, in Holzhäusern. Die Animationen zeigen ein idyllisches Leben mit viel Grün und technischer Dauerüberwachung. Vorreiter dieser "Smart Cities", um Daten für das Leben in der Zukunft zu gewinnen, war Panasonic. Der Konzern wird 2022 mit Suita in der Nähe von Osaka bereits seine dritte Laborstadt vollenden.
Die Bedürfnisse der Menschen in den Vordergrund stellen
"Die Stadt der kurzen Wege" ist schon seit Jahrzehnten die Vision des dänischen Architekten Jan Gehl. Er sagt: „Zulange wurden Städte ausschließlich auf die Erfordernisse des motorisierten Verkehrs zugeschnitten.“ Gehls Vorstellung einer Stadtplanung, die die tatsächlichen Bedürfnisse der Menschen in den Vordergrund stellt, erfährt immer mehr Zustimmung.
Die Architektur braucht einen Bewusstseinswandel
"Jedes Neubauen produziert mehr Umsatz und scheinbar auch mehr volkswirtschaftliche Rendite. Es ist aber im Gegenteil so, dass man mit jedem Abriss die gesamte Energie, die da drin steckt, verschwendet. Die "graue Energie" wirft man einfach weg," sagt Arno Brandlhuber vom Architekturbüro B+. In seinem "San Gimignano-Berlin Lichtenberg" zeigt er eindrucksvoll, wozu selbst alte Beton-Silos noch gut sein können. Sanieren statt Neubauen ist für ihn und seine Mitstreiterin Charlotte Malterre-Barthes auf jeden Fall die bessere, klimafreundlichere Alternative. Die Juniorprofessorin an der Harvard School of Design fordert: Die Architekturbranche brauche einen kompletten Bewusstseinswandel.