Ein Film von Frank Vorpahl
Der schillernde Ausgräber Heinrich Schliemann, der vom armen Mecklenburger Halbwaisen zum Multimillionär aufstieg und seine archäologischen Schätze auch mit Tricksereien, Schmuggel und langwierigen Gerichtsprozessen zu heben wusste, wird 2022 vielerorts gefeiert – in Berlin und Moskau, in Athen und Istanbul.
Erdoğan fordert Schliemann-Gold zurück
Doch zugleich werden überall Ansprüche auf seine goldenen Funde angemeldet. Seinen sogenannten "Schatz des Priamos" schenkte Schliemann einst den Deutschen "zu ewigem Besitze". Doch nach dem 2. Weltkrieg gelangte der Schatz als Beutekunst nach Russland. Seitdem streiten nicht nur Russen und Deutsche: Wem gehört das Gold aus Troja? Auch der türkische Präsident Erdoğan forderte anlässlich der jüngsten Troja-Ausstellung in Istanbul das Schliemann-Gold zurück. Wie umgehen mit dem Erbe dieses umstrittenen Helden – dem "Vater der deutschen Archäologie“ – der in seinem rastlosen Leben immer wieder Milieus und Metiers, Sprachen und Länder, Schauplätze und die Menschen an seiner Seite wechselte und gar nicht selten "ohne Zweifel" verkündete, was er nur vermuten durfte?
Filmemacher Frank Vorpahl, selbst ein Schliemann-Biograf, begleitet den Berliner Museumsdirektor Matthias Wemhoff auf Recherchereisen nach Troja und Mykene, zu Schliemanns spektakulärsten Funden in Moskau und Athen und zu Begegnungen mit kompetenten Schliemann-Nachfolgern wie dem heutigem Chefausgräber in Troja Rüstem Aslan.
Mythen um Schliemanns akademische Karriere
Zugleich rücken bislang unterbelichtete Stationen auf Schliemanns Suche nach Gold und Ruhm in den Fokus: Schliemanns zwanzigjährige Karriere im russischen St. Petersburg und sein Aufstieg zum Multimillionär im Krimkrieg, sein abenteuerliches Geschäftstreiben an der Seite der Rothschilds im kalifornischen Goldrausch und seine Studienanfänge als Mittvierziger in Frankreich. Die Lebensstationen werden im Film anschaulich geschildert von Michail Piotrowski, dem Direktor der Petersburger Eremitage, Marcia Eymann, Stadthistorikerin von Sacramento, und Bénédicte Savoy, Professorin am Collége de France in Paris. Der Film geht damit auch den Mythen um Schliemanns akademische Karriere nach – und der Frage: Was bleibt von Schliemann, 200 Jahre nach seiner Geburt?