1. (-) Ob Bourdieu in Algier, Foucault in Tunis oder Barthes in Casablanca – das Denken vieler französischer Philosophie-Stars wurde maßgeblich durch ihre Kolonialerfahrung geprägt. In acht Porträts erzählt der Kulturhistoriker Onur Erdur von diesen Schlüsselerlebnissen. Er zeigt: Der Ursprung des Poststrukturalismus liegt weniger in Pariser Bibliotheken als in den Straßen Nordafrikas. 103 Punkte
2. (-) Würden alle Armut-Betroffenen der USA einen Staat gründen, wäre die Bevölkerung größer als Australien. Wie konnte es im reichsten Land der Welt soweit kommen? Der Pulitzer-Preisträger Matthew Desmond analysiert diverse Ursachen, vom Niedergang der Gewerkschaften bis zur Macht der Konzerne. Sein Plädoyer: Jeder muss bei sich selbst ansetzen – denn Armut existiert, weil es Profiteure gibt. 78 Punkte
3. (-) In "Die Welt von Gestern" erzählt Stefan Zweig vom kosmopolitischen Europa vor den Weltkriegen. Auch heute bedroht der aufsteigende Nationalismus das europäische Projekt. Zur Rettung legt der Schriftsteller Robert Menasse eine Streitschrift vor. Es geht um Musil, Nationalhymnen und die Fußball-WM 2006. Er ist überzeugt: nur ein postnationales Europa bewahrt uns vor erneuten Katastrophen. 78 Punkte
4. (-) In der Forschung gilt der Mann als Norm, Medikamente werden noch immer auf ihn zugeschnitten. Die Autorin Cat Bohannon verschiebt nun endlich den Fokus. Zehn Jahre war sie damit beschäftigt, die 200 millionen-jährige Evolutionsgeschichte des weiblichen Körpers zu recherchieren. Eine tiefgreifende Revision dessen, was wir über den Menschen zu wissen dachten. 49 Punkte
5. (-) Nach dem Massaker des 7. Oktobers und der folgenden Gaza-Bombardierung sind die Fronten in Deutschland verhärtet: Veranstaltungen werden abgesagt, Allianzen gelöst, Gespräche versiegen. Wie kann ein Zurück zum liberalen, wertbasierten Dialog gelingen? Dieser Essayband sucht nach Antworten. Mit Beiträgen u.a. von Carolin Emcke, Nazih Musharbash oder Maryam Zaree. 49 Punkte
6. (-) Martin Luther King gilt als Ikone – der Mensch dahinter ist vielen weniger bekannt. In über 700 Seiten zeichnet der US-Journalist Jonathan Eig ein differenziertes Bild des Bürgerrechtlers – mit allen Widersprüchen: King ist König der Inszenierung, Verführer, aber auch ein sensibler, von Ängsten geplagter Mensch. Die erste Biografie seit 30 Jahren, ausgezeichnet mit dem Pulitzer-Preis 2024. 46 Punkte
7. (-) Mit Beginn des Ersten Weltkriegs kommt die erste Globalisierungswelle zum Erliegen. Entlang vielfältiger Episoden entwirft die amerikanische Historikerin Tara Zahra ein Panorama dieser zerrissenen Jahre: von der Spanischen Grippe, den Welt-Geschäften des Schuh-Unternehmers Tomáš Baťa bis zur Blut-und-Boden-Ideologie der Nazis. Mit erschreckenden Parallelen zur Gegenwart. 40 Punkte
8. (-) Am 7. Oktober 2023 überzieht die Hamas Israel mit Terror. Ron Leshem ist persönlich betroffen, sein Onkel und seine Tante werden ermordet, sein Cousin verschleppt. Jetzt hat der Serien-Autor und Journalist die Ereignisse aus seiner Sicht rekonstruiert. Ein persönlicher Bericht, der auch die gesellschaftlichen Spaltungen vor Augen führt, die das Massaker verstärkt hat. 39 Punkte
9. (-) Schon in "An das Wilde glauben" erzählte die Anthropologin von ihrer Begegnung mit den indigenen Ewenen. Nun kehrt sie in den Norden Russlands zurück und begleitet das Volk beim Leben im Einklang mit der Natur. Doch die Ewenen waren nicht nur seit jeher den Machenschaften der Politik ausgesetzt, akut bedroht sie der dortige Nickel-Abbau. Eine Parabel auf die Systemkrisen unserer Zeit. 33 Punkte
10. (1) Ob als Minister, Bundestagspräsident oder Rekordabgeordneter: Kaum ein Politiker hat dieses Land so sehr geprägt, wie Wolfgang Schäuble. Kurz vor seinem Tod im Dezember 2023 hat er seine Memoiren fertiggestellt. Seine Erinnerungen erzählen von Freundschaften, Rivalitäten und den verborgenen Mechanismen des politischen Betriebs. Ein intensiver Einblick in ein halbes Jahrhundert bundesdeutscher Geschichte. 21 Punkte
Jedes Jury-Mitglied der Sachbuch-Bestenliste vergibt monatlich an vier Sachbücher je einmal 15, 10, 6 und 3 Punkte.
Die Jury der Sachbuch-Bestenliste: Peter Arens (ZDF), Susanne Billig (Deutschlandfunk Kultur), Ralph Bollmann (F.A.S.), Stefan Brauburger (ZDF), Alexander Cammann (DIE ZEIT), Gregor Dotzauer (Der Tagesspiegel), Heike Faller (DIE ZEIT), Marlen Hobrack (DIE ZEIT), Daniel Fiedler (ZDF), Jenny Friedrich-Freksa (Kulturaustausch), Manuel J. Hartung (ZEIT-Stiftung), Thorsten Jantschek (Deutschlandfunk Kultur), Kim Kindermann (Deutschlandfunk Kultur), Hannah Lühmann (DIE WELT), Tania Martini (taz), Susanne Mayer (DIE ZEIT), Peter Neumann (DIE ZEIT), Catherine Newmark (Deutschlandfunk Kultur), Jutta Person (freie Literaturkritikerin), Bettina von Pfeil (ZDF), Jens-Christian Rabe (Süddeutsche Zeitung), Christian Rabhansl (Deutschlandfunk Kultur), Anne Reidt (ZDF), Anna Riek (ZDF), Stephan Schlak (Zeitschrift für Ideengeschichte), Anna-Lena Scholz (DIE ZEIT), Hilal Sezgin (freie Autorin), Catrin Stövesand (Deutschlandfunk), Elisabeth von Thadden (DIE ZEIT), Florian Felix Weyh (Deutschlandfunk Kultur)