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Schlechtes Zeugnis für das Bildungssystem!
- Die Pisa-Studie ist eine Untersuchung von Schulen in verschiedenen Ländern.
- Mit der Untersuchung will man herausfinden, wie viel Schüler wissen.
- Deutschland hat bei der Studie schlecht abgeschnitten.
Stellt euch vor, ihr müsstet mit einem Zeugnis nach Hause gehen, das euer bisher schlechtestes war .... puh, das will man sich lieber nicht vorstellen! Dann fragen die Eltern nach Gründen und man muss sich irgendwie überlegen, wie man es am Ende besser macht. Och nö!
Quelle: imago/MiS/VectorFusionArt
Genau in dieser schwierigen Lage ist gerade das deutsche Schulsystem und damit alle Politikerinnen und Politiker, die irgendwas mit Bildung zu tun haben. Bei der Pisa-Studie geht es nämlich nicht darum, einzelne Schülerinnen und Schüler zu bewerten, sondern durch Tests zu schauen, wie gut die Schülerinnen und Schüler eines Landes insgesamt abschneiden. So kann man schauen, ob sie schlechter oder besser als andere Länder abschneiden und damit wie gut (oder schlecht) es in den einzelnen Ländern mit der Schulbildung so läuft. Die Studie wird nämlich alle drei Jahre gemacht, das heißt, man kann schauen, ob sich ein Land verbessert oder verschlechtert hat.
Die wichtigsten Pisa-Fakten im Überblick
Und das Ergebnis der Pisa-Studie 2022 für Deutschland ist: schlecht. Genauer gesagt: so schlecht wie noch nie! Im Vergleich mit den anderen Ländern liegt Deutschland zwar im Durchschnitt, allerdings ist es im Vergleich ganz schön abgerutscht.
- Für die Studie wurden 600.000 Schülerinnen und Schüler aus 81 Ländern im Alter von 15 Jahren befragt.
- Getestet wurden sie in Lesen, Mathe und Naturwissenschaften.
- In allen drei Disziplinen schnitten die deutschen Schülerinnen und Schüler so schlecht wie noch nie ab - besonders in Mathe.
- Besonders gut haben die asiatischen Länder Singapur, Japan, Korea und Hongkong abgeschnitten.
- Aus Europa landete nur Estland in der Spitzengruppe, Irland schnitt beim Lesen sehr gut ab.
Wieso Deutschland so schlecht abschneidet
Okay - strenger Blick - woran liegt das schlechte Abschneiden? Das deutsche Bildungssystem würde sich jetzt wahrscheinlich winden und erstmal sagen: Aber alle haben schlechter abgeschnitten! Ja, das stimmt - im Vergleich zur letzten Pisa-Studie 2018 sanken die Leistungen insgesamt. Aber trotzdem: faule Ausrede!! Schauen wir lieber mal genauer hin:
Das Problem kennt ihr wahrscheinlich: Es gibt viiiel zu wenige Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland. Die Folge: Echt viel Unterricht fällt aus. Auch wenn es schön ist, frei zu haben - für eure Bildung ist das natürlich alles andere als gut. Mehr über das Problem könnt ihr hier nachlesen:
Auch das Problem kommt euch wohl ziemlich bekannt vor: Klar, während der Corona-Pandemie lief es mit der Schulbildung alles andere als gut. Monatelanges Lernen zuhause und viel ausgefallener Unterricht führten zu großen Lernlücken.
Das ist ein Problem, das schon bei der allerersten Pisa-Studie 2001 in Bezug auf Deutschland ziemlich auffiel: In Deutschland haben nicht alle Kinder dieselben Chancen. Die Kinder, die aus ärmeren Familien mit eher wenig Bildung kommen, haben auch viel schlechtere Schulergebnisse. Das liegt vor allem daran, dass sie nicht dieselbe Unterstützung zuhause bekommen wie andere Kinder. Und das dürfte eigentlich gar nicht entscheidend sein. Die Schule müsste so gut sein, dass es gar keine Rolle spielt, wer wie viel Unterstützung zuhause bekommt. Davon sind wir aber in Deutschland noch weit entfernt. Mehr darüber lest ihr hier:
Es kommen mehr Kinder und Jugendliche nach Deutschland, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Viele wachsen in Familien auf, in denen kein Deutsch gesprochen wird. Leider gibt es für diese Schülerinnen und Schüler nicht genügend Sprachunterricht. Wer kein Deutsch spricht, kommt nicht nur beim Lesen, sondern auch in anderen Fächern schlechter mit. In den Ländern, die bei der Pisa-Studie gut abgeschnitten haben, leben nicht so viele Kinder und Jugendliche, die die Landessprache nicht sprechen.
Kritik an der Pisa-Studie
Bei schlechten Noten bleibt noch ein einziger Ausweg - nämlich: Die Notenvergabe war ja auch total ungerecht! Das klingt zwar erst recht verdächtig nach Ausrede, allerdings kritisieren Expertinnen und Experten die Pisa-Studie tatsächlich in ein paar Punkten:
Bei einer Studie können natürlich nie alle befragt werden - also auch nicht alle 15-Jährigen eines Landes. Deshalb wählt man eine Gruppe aus, die möglichst gut die Schülerschaft widerspiegelt. Das nennt man eine Stichprobe. In Deutschland wurde eine Stichprobe aus allen Schulbereichen genommen und es wurden dabei auch Schülerinnen und Schüler mit nicht so guten Sprachkenntnissen getestet. In anderen Ländern, zum Beispiel in Schweden, wurden Schülerinnen und Schüler, die die Sprache kaum können, gar nicht erst getestet. Oder es wurden zum Beispiel in China hauptsächlich städtische Schulen untersucht, während zum Beispiel in der Türkei viele 15-Jährige gar nicht mehr zur Schule gehen - und deshalb auch nicht befragt wurden.
In allen Ländern werden die 15-Jährigen befragt - dabei wird aber gar nicht darauf geachtet, in welcher Klassenstufe sie gerade sind. Da das nicht in allen Ländern gleich ist, kann es sein, dass man den Lernstand gar nicht so gut vergleichen kann. Außerdem sind die Schulen und Lehrpläne in Deutschland auch nicht in jedem Bundesland gleich und auch deshalb schwierig mit anderen Schulsystemen vergleichbar.
Außerdem kann man aus den Ergebnissen auch nicht direkt ablesen, wie gut das Schulsystem eines Landes wirklich ist - oder ob zum Beispiel Nachhilfe noch eine Rolle spielt. Schließlich wird in den Tests nicht gefragt, woher das Wissen der Schülerinnen und Schüler stammt. In Korea, ein Land, das sehr gut abgeschnitten hat, bekommen zum Beispiel sehr viele Kinder Nachhilfe.
Trotzdem - damit können sich das deutsche Bildungssystem und die Politikerinnen und Politiker, die dafür verantwortlich sind, natürlich nicht rausreden! Bei so einem schlechten Zeugnis müssen sie jetzt mal ganz schnell ran an die Arbeit und die Schulen in Deutschland wieder besser machen.
Diesen Text hat Meike geschrieben.