Müll entsteht schon vor dem Einkauf
Pro Jahr verursacht jeder Deutsche durchschnittlich 535 kg Abfall. Zu dieser Menge kommen all jene Abfälle hinzu, die zunächst bei der Produktion anfallen. Rechnet man auch die Bau- und Abbruchabfälle hinzu, beläuft sich das Pro-Kopf-Abfallaufkommen auf insgesamt 2.748 kg pro Jahr.
Der allergrößte Teil der Umweltbelastungen, die wir durch unsere Wegwerf-Kultur verursachen, entsteht, bevor wir die Dinge kaufen. Wir bemerken sie also gar nicht. Deshalb haben es sich Wissenschaftler des Wuppertal-Instituts für Umwelt, Klima und Energie zum Ziel gesetzt, intensiver zu Secondhand und Re-Use zu forschen.
Verwandlung in hochwertige Unikate
Berlin gilt als Hochburg der deutschen Re-Use-Bewegung, die mit äußerst kreativen Wegen versucht, Dingen und Materialien neues Leben einzuhauchen. Gründe dafür gibt es genug: Ressourcenschonung, ökologisches Bewusstsein, Umweltschutz und nicht zuletzt auch das eigene Geld. Schließlich sind Möbel und Kleidung, die schon da sind, die nachhaltigsten. Immer mehr Menschen kaufen Secondhand, immer häufiger werden alte Stücke zu hochwertigen Unikaten umgearbeitet.
Wie bei Moot, dem Label des jungen Mode-Designers Nils Neubauer, der zum Beispiel hochwertige Wintermäntel aus alten Wolldecken schneidern lässt. Er hatte mit der Stadtmission zusammengearbeitet und dort Berge gespendeter, aber zum Teil noch gut erhaltener Kleider gesehen, als ihm die Idee kam, diese Stoffe noch einmal zu verwerten.
Wiederverwenden statt wegschmeißen
In Berlin wird gefühlt an jeder Ecke gebaut. Zurück bleiben oft die Holzbohlen der Bauunternehmen. Eigentlich Müll, der kostenpflichtig entsorgt werden muss. Dafür sei gerade das Massivholz doch viel zu schade, fand der Berliner André Stücher und folgte einer Idee. Er fertigt mit seinem Team Betten aus Bauholz. Eine Gegenbewegung zum Fast-Furniture-Trend - schnell und billig produzierte Möbel mit einer kurzen Haltbarkeitsdauer.
Abgefahrene oder beschädigte Autoreifen landen normalerweise auf dem Schrottplatz. Hendrik Kaltwasser nutzt sie für seine Schuhproduktion. Anstelle einer Gummisohle, die aus einem erdölbasierenden Kunststoff bestünde, verwendet er ausrangierte Reifen.
Dinge dort wieder in den Kreislauf der Wiederverwendung einbeziehen, wo sie eigentlich zum Wegwerfen hingegeben werden; diesen Versuch unternimmt der Zweckverband für Abfallwirtschaft in Kempten (ZAK). Um das zu erreichen, hat er sich mit verschiedenen Partnern zu einem effektiven Netzwerk zusammengeschlossen.
- Moderation - Andrea Ballschuh