Wie kann es gelingen, die Gewaltspirale zu stoppen? Nach Diebstahl ist Körperverletzung das zweithäufigste Delikt von 14- bis 21-Jährigen. Gefilmt und online verbreitet, erreicht die Gewalt ein neues Level.
Mit unkonventionellen Methoden gehen Macherinnen und Macher gegen die Verrohung an.
Bis in die späten Abendstunden sind die Polizeibeamten der "Operativen Gruppe Jugendgewalt" (OGJ) an den Szenetreffpunkten der Spandauer Jugend in Berlin auf Streife. "Es ist wirklich erschreckend, dass auch 14-, 15-Jährige dabei sind, die nicht davor zurückschrecken, jemanden krankenhausreif zu schlagen", berichtet OGJ-Polizist Dennis. In Zivil gekleidet gehen er und sein Kollege Hassan ungezwungen auf polizeibekannte Jugendliche zu und sprechen mit ihnen über Drogenmissbrauch, Waffenbesitz und körperliche Gewalt. Der unkomplizierte Kontakt mit den Jugendlichen, egal ob an öffentlichen Plätzen oder in Freizeitzentren, machen Dennis und Hassan zu vertrauensvollen Ansprechpartnern. Es entstehen persönliche Beziehungen, die auch dazu beitragen können, Gewalttaten zu verhindern.
"Dieser leere, stille Raum, diese Einsamkeit" – das Gefängnis zu entmythisieren, ist Henry-Oliver Jakobs' Ziel. Wegen Mordes verbrachte er 19 Jahre hinter Gittern. Um Jugendliche den Knast zu ersparen, arbeitet Jakobs heute als Anti-Gewalt-Trainer und gründete den Verein "Gefangene helfen". An Schulen berichtet er eindringlich von den persönlichen und rechtlichen Konsequenzen seiner kriminellen Laufbahn. Seine Erfahrungsberichte machen ihn für die Jugendlichen zum nahbaren und zugleich respektierten Gegenüber. Mit Rollenspielen und VR-Brillen, die räumliches Sehen ermöglichen, lässt er die Schülerinnen und Schüler in die harte Realität im Gefängnis eintauchen.
Fast 30 Stunden pro Woche sind Jugendliche online. Probleme und Auseinandersetzungen verlagern sich zunehmend in den virtuellen Raum. Die Jugendlichen genau dort abzuholen, ist der Ansatz des Projektes "Artificial Eye". Es ist eine Zusammenarbeit der Fachhochschule Oberösterreich mit dem "Verein I.S.I. – Initiativen für soziale Integration". In Foren, sozialen Medien, Onlinespielen und über Streamingdienste nehmen Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter Kontakt mit Jugendlichen auf. Gerade für ländliche, oftmals unterversorgte Regionen bietet die "digitale, aufsuchende Jugendarbeit" eine echte neue Chance, auch mit abgehängten und gewaltbereiten Jugendlichen in Kontakt zu kommen.