Was tun Dörfer und Kleinstädte, um wieder attraktiver zu werden, damit mehr Menschen den Umzug wagen und diejenigen bleiben, die noch da sind? Die ärztliche Versorgung sichern, die Lebensqualität steigern, das Interesse am Mitgestalten wecken: So kann's gehen.
Anja Fehre und Susann Seifert haben im thüringischen Altenburg die Initiative Stadtmensch ins Leben gerufen, die die Bevölkerung bei der Umsetzung ihrer eigenen Ideen für einen lebenswerten Ort unterstützt: vom kleinen Hochbeet im Stadtzentrum über ein offenes Atelier und ein mobiles Spielecafé bis hin zum historischen Laubengarten – vieles ist möglich. "Durch die positiven Erfahrungen des Mitgestaltens merken die Leute, dass sie ein wertvoller Teil der Gesellschaft sind. Und wenn die Stimmung vor Ort gut ist, dann bleiben die Menschen auch", so Fehre.
In Frankreich muss ein Viertel der Bevölkerung weite Wege auf sich nehmen, um eine ärztliche Behandlung zu erhalten. Auf dem Land fehlen über 6000 Ärztinnen und Ärzte. Martial Jardel hat deshalb gemeinsam mit einer Bürgerinitiative ein Projekt gestartet, das die medizinische Versorgung und damit die Lebensqualität in der Provinz verbessern soll. Die Idee: Die Behandelnden müssen sich nicht dauerhaft niederlassen, sondern wechseln sich im Wochentakt ab. "Man hat uns anfangs für verrückt gehalten, aber wir haben bewiesen, dass es funktioniert", sagt Jardel. So betreiben seit Oktober 2022 viele "Médecins Solidaires" – solidarische Ärzte – gemeinsam eine Praxis im Dorf Ajain – erfolgreich mit über 3000 Behandlungen. Im Juni 2023 wurde 40 Kilometer entfernt das zweite Zentrum eröffnet.
Bürgermeisterin Annika Popp hat in ihrer bayerischen Gemeinde Leupoldsgrün einen sogenannten Zukunftsrat ins Leben gerufen. Die bunte Mischung ausgeloster Bürgerinnen und Bürger soll neue Ideen zur Verbesserung ihrer Lebenssituation im Ort erarbeiten. Und die Ergebnisse setzen sie gemeinsam um: eine Blühwiese, eine Gemeinde-App, Wanderwegeausschilderungen und die Wiedereröffnung des Dorfladens. "Oft scheitert es für uns als Kommune nicht am Geld, sondern am Personal. Durch den Zukunftsrat konnten wir viele neue Ehrenamtliche gewinnen. Das ist für Leupoldsgrün ein großer Mehrwert und ein Erfolg", freut sich Popp.
Das Leben auf dem Land kann wieder attraktiver werden.
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