Ursachen von neuen gefährlichen Krankheiten sind oft Erreger, die von Tieren auf Menschen übertragen werden können. Um mehr über diese Ansteckungswege zu erfahren, werden in Mecklenburg-Vorpommern fast 1000 Tierhalter gemeinsam mit ihren Haustieren ärztlich untersucht.
Im Geflügelstall von Klaus Hoffmann ist einiges los. Eine Tierärztin ist samt Assistentin und transportablem Labor zu Besuch. Das große Hobby des Bahnmitarbeiters sind seine 40 Hühner. Ein Teil von ihnen wird heute nach Alter, Größe, Gewicht und Virenlast ausführlich durchgecheckt. Tierärztin Susan Mouchantat leistet dabei Pionierarbeit: "Es gibt so viele Aspekte, die berücksichtigt werden müssen, Daten, die es vom privaten Halter noch gar nicht gibt", meint die Mitarbeiterin vom Universitätsklinikum Greifswald. Die Ergebnisse der Hühneruntersuchung werden später abgeglichen mit den Gesundheitsdaten von Klaus Hoffmann selbst und auch von Hoffmanns Hund.
Ein Ziel dieser Forschung ist es, sogenannte Zoonosen, Infektionen, die von Tieren auf Menschen übergehen, frühzeitig zu erkennen - zum Beispiel, wenn unbekannte Viren, Bakterien oder Parasiten auftreten. An der Universität Greifswald forscht Fabian Leendertz dazu. Er ist Spezialist für eine neue Forschungsrichtung mit dem Namen "One Health" – "Eine Gesundheit". Dabei wird betrachtet, wie Menschen, Tiere und Umwelt bei der Verbreitung neuer Viren zusammenwirken. "Wenn ich ein krankes Tier oder einen kranken Menschen sehe, dann frage ich mich: Was steckt dahinter?" Leendertz, der im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO) daran mitgewirkt hat, dem Ursprung von Corona nachzugehen, möchte vor der Ansteckungswelle sein – Viren erkennen, bevor sie für uns gefährlich werden können.
Dabei arbeitet er eng mit seinem afrikanischen Kollegen Leonce Kouadio zusammen, der im Regenwald der Elfenbeinküste ebenfalls nach gefährlichen Erregern sucht. Der Biologe hat festgestellt, dass vor allem eine intakte Natur die Menschen vor neuen gefährlichen Krankheiten schützen kann. "Das Beste ist, wenn alles im Gleichgewicht bleibt. Wir müssen den Wald in Ruhe lassen, ihn schützen und auf ihn Acht geben." Denn je mehr Regenwald abgeholzt wird, desto eher schaffen es neue problematische Erreger zu den Menschen.