Aktiv sein, statt rumsitzen: In einigen Pflegeheimen werden die Alten nicht geschont. Ob Campingausflug in den Garten, Fitnesstraining oder ausgedehnte Spaziergänge – sie sollen raus aus den Betten, aus dem Haus oder gleich ganz aus dem Heim.
Neue Ideen für gute Pflege. Oskar Dierbach hat Jahrzehnte im Altenheim gearbeitet, immer nah dran an den Bewohnerinnen und Bewohnern und vertraut mit dem, was ihnen guttut. So entwickelte er als Heimleiter in Mülheim an der Ruhr ein neues, wegweisendes Konzept, das Pflegebedürftige wieder fit machen will. "Die Krönung einer rehabilitativen Pflege ist es, dass Menschen wieder nach Hause gehen können", sagt Dierbach.
Im Pflegeheim-Alltag stehen deshalb vor allem Bewegungs- und Ergotherapie im Fokus. Sie helfen den über 100 Seniorinnen und Senioren, wieder aktiv zu werden. Pflegeleiterin Kathrin Hendricks betont: "Training statt Schonung ist unser Motto!" Und der Erfolg spricht für sich: Zwischen 10 und 15 Prozent der aktivierten Alten verlassen das Pflegeheim wieder. Aber auch diejenigen, die im Heim bleiben, sind deutlich fitter als zuvor. Die Anzahl der Krankenhausaufenthalte konnte um 40 Prozent gesenkt werden.
Seit dem 1. Oktober 2023 wird die "Rehabilitative Altenpflege" bundesweit getestet: Zwölf weitere Pflegeheime in Deutschland möchten damit ihre Arbeit verbessern und den Lebensabend der Bewohnerinnen und Bewohner bereichern.
Mit diesem Ziel ist der 24-jährige Niederländer Teun Toebes gleich ganz in ein Pflegeheim eingezogen. Dieser außergewöhnliche Schritt hat in den Niederlanden für Aufsehen gesorgt. Toebes lebt nun bereits seit über zwei Jahren freiwillig unter einem Dach mit den demenzkranken Heimbewohnerinnen und -bewohnern. Um ihnen Aufmerksamkeit und Freude zu schenken, plant Teun Toebes Ausflüge, gemeinsame Spieleabende oder Spaziergänge zur Eisdiele. Seine Flurnachbarinnen und -nachbarn blühen spürbar auf. "Ich lebe im Pflegeheim, weil ich mir die Frage stelle, wie ich leben werde, wenn ich alt bin. Jetzt kann ich meine Stimme gebrauchen für Menschen, die keine Stimme mehr in der Gesellschaft haben – und das sind Menschen mit Demenz", so Toebes.
Mit seiner ungewöhnlichen Aktion kämpft er dafür, dass Demenzkranke auf Augenhöhe behandelt und wieder mehr in die Gesellschaft integriert werden – mit Erfolg: Sein Buch über das Zusammenleben mit dementen Menschen wurde in 14 Sprachen übersetzt. Sogar die Ministerin für Langzeitpflege und Sport ist auf den jungen Niederländer aufmerksam geworden. "Er zeigt uns vor allem", so Conny Helder, "dass Menschen, die an Demenz erkrankt sind, trotzdem noch Menschen sind."
-
Autorin