Und beim Einzelnen wächst der Wunsch nach mehr Flexibilität und Freizeit. Wie also künftig arbeiten? An nur vier Tagen in der Woche, ganz individuell oder in kollektiver Verantwortung?
Unternehmen experimentieren mit vielfältigen Ideen, um attraktiv und zukunftsfähig zu sein.
Vier Tage arbeiten, drei Tage frei bei vollem Lohnausgleich – das macht die Mitarbeitenden glücklicher und ist gesünder. Das legen Studien und Pilotprojekte nahe. Aber sind sie auch genauso produktiv? Seit Februar 2024 testen rund 50 Unternehmen in Deutschland dieses Modell.
Angestoßen hat das Projekt die Berliner Unternehmensberatung Intraprenör gemeinsam mit der Organisation "4 Day Week Global", wissenschaftlich begleitet wird die Studie von der Universität Münster. Im Oberpfälzer Sanitätshaus Sippl rannte man mit der Idee offene Türen ein. Susanne Sippl leitet das Familienunternehmen seit 17 Jahren, ihr Ziel ist es, dass ihre "Mitarbeiter lange gesund und motiviert bleiben, lange Spaß und Freude an ihrer Arbeit haben".
Die nordrhein-westfälische Holzbaufirma FINNHOLZ hat bereits zu Jahresbeginn 2024 den Betrieb für alle Mitarbeitenden auf eine Viertagewoche à neun Stunden umgestellt. Jetzt heißt es bereits am Donnerstagabend: Wochenende! Das Unternehmen will so die Angestellten entlasten und Anreize schaffen, um als Arbeitgeber auf dem Markt attraktiv zu sein.
Der bislang größte derartige Feldversuch fand bereits 2022 in Großbritannien statt. Über 60 Unternehmen mit rund 2900 Beschäftigten reduzierten die Arbeitszeit ihrer Angestellten um 20 Prozent bei vollem Lohn. Die wissenschaftliche Auswertung machte den Unternehmen Mut, die Viertagewoche fortzuführen. Laut der Analyse legten die Umsätze durchschnittlich um 1,4 Prozent zu, Krankheitstage gingen um 65 Prozent zurück, und die Zahl der Kündigungen fiel um mehr als die Hälfte. 92 Prozent aller befragten Unternehmen gaben an, die Viertagewoche weiterführen zu wollen, 96 Prozent der Angestellten befürworteten das ebenfalls und berichteten von einer besseren Work-Life-Balance sowie von positiven Auswirkungen auf Familie und Sozialleben.
Mark Ormiston leitet eines dieser Unternehmen, die nun dauerhaft auf die Viertagewoche umgestellt haben: "Wenn meine Mitarbeiter glücklich und gesund sind, kann hier jeder auch so lange arbeiten, wie er oder sie will und kann."
Ganz anders hat sich ein Team von Radfahrbegeisterten in Dresden organisiert: Sie haben sich für das Arbeiten im Kollektiv entschieden. Leitung und Verantwortung gemeinsam tragen ohne Hierarchien – und die eigene Arbeitszeit und das Arbeitsvolumen dabei selbst bestimmen. Jeden Monat sind rund 30 "aktive Mitglieder" für das Fahrradkurier-Kollektiv unterwegs. Manche arbeiten neben ihrem regulären Job zwei bis drei Stunden, andere nur vormittags und manche sogar Vollzeit. Hier entscheidet jeder für sich, wann und wie viel er im Einsatz ist.