Griechische Bauern umgehen EU-Normen und verhindern, dass ein Teil der Ernte in der Saftpresse verramscht wird. Am Bodensee machen die "Brothelden" aus alten Backwaren Nudeln oder Kekse. In Island arbeiten Firmen daran, Reste der Fischfiletierung sinnvoll zu nutzen.
Bis vor Kurzem mussten die Orangenbauern auf dem Peloponnes einen großen Teil ihrer Ernte an Saftproduzenten verramschen – die Früchte waren zwar von guter Qualität, aber ihr Aussehen entsprach nicht der EU-Handelsnorm für Export-Speiseorangen. Adrian Wiedmer von der Schweizer Fair Trade Organisation gebana hat gemeinsam mit seinen griechischen Partnern einen Trick gefunden, das zu umgehen: Sie vermarkten die Orangen direkt für den Endverbrauch im deutschsprachigen Raum – und legen den Kisten einfach einen Zettel bei: "Nur zur Verarbeitung".
Die Bauernfamilien verdienen dadurch um die 30 Prozent mehr als vorher und können dieses Geld in nachhaltigere Anbaumethoden investieren. Adrian Wiedmer und der Chef der griechischen Kooperative suchen unterdessen weiter nach Wegen, wie sich die Orangen noch effektiver und klimafreundlicher produzieren lassen, zum Beispiel durch Agroforst-Anbau, wo die Orangenbäume mit anderen Pflanzen kombiniert werden.
In Island ist Kabeljaufilet eines der wichtigsten Exportprodukte – und zugleich ein Problem, denn das Filet macht nur etwa 44 Prozent des Fisches aus. Im isländischen Hafenstädtchen Grindavík arbeitet das Netzwerk Codland daran, auch für die restlichen 56 Prozent Wertschöpfungsketten zu schaffen. So werden die Köpfe und Gräten mithilfe der reichlich vorhandenen Geothermie getrocknet und als Proteinquelle nach Nigeria exportiert – eine Weiterentwicklung der traditionellen Fischtrocknung.
Technisch anspruchsvoller ist die Arbeit von Marine Collagen: Die Fischhaut, früher ein Fall für die Tonne, besteht zu 17 Prozent aus Collagen. Diese wird extrahiert und zu Gelatine und Collagen verarbeitet, für die Lebensmittel- und Kosmetikindustrie. An der nordwestlichen Spitze der Insel sitzt der Star des isländischen Fischverwerters: Kerecis produziert aus Kabeljauhaut Pflaster für Brandwunden und andere großflächige Wunden, die schwer verheilen.
Ungefähr 20 Prozent des täglich gebackenen Brotes werden nicht verkauft. Janine Trappe sucht dafür nach Verwendungsmöglichkeiten. Unter der Marke Heldenbrot rettet sie überschüssiges Brot und verarbeitet es zu feinem Granulat – als Grundstoff für Brotlinge, Kekse, Nudeln und Flips. Das Granulat ersetzt einen großen Teil des Mehls und hilft so, Rohstoffe einzusparen.
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