Rinder gelten als Klimakiller. Massentierhaltung ist Quälerei. Von den niedrigen Milchpreisen können Bäuerinnen und Bauern kaum leben. Gute Gründe, Alternativen zu suchen.
"Du bist hier der Chef!", heißt eine Initiative, die selbst bestimmt, wie ein Liter Milch produziert werden soll. Darüber konnten Verbraucher*innen in einer Onlineumfrage abstimmen. Jeder Klick hatte Folgen für die Herstellung: mehr Tierwohl, mehr Regionalität, mehr Geld für Landwirtinnen und Landwirte – all das schlug sich sofort auf dem Preisschild nieder. Ergebnis: ein überdurchschnittlicher Preis für hohe Standards.
"Wir sind bereit, mehr für unsere Milch zu bezahlen, wenn wir sicher sein können, dass auch drin ist, was draufsteht", sagt Nicolas Barthelmé, Vorsitzender der Initiative "Du bist hier der Chef!". Jetzt steht seine Milch in den ersten Supermarktregalen, und es wird spannend: Kaufen Verbraucher*innen tatsächlich die Milch, die sie online gewählt haben?
Fast jeden Tag kommt ein Kälbchen zur Welt auf dem Hof von Bauer Lenz in Sachsen-Anhalt. Ein Hochleistungsbetrieb mit 370 Kühen. Und dennoch: Zu sehen, wie Mutter und Kälbchen die ersten Schritte zusammen gehen, ist immer wieder ein Glücksmoment für ihn. "Wir Bauern wollen unsere Kühe nicht schlecht halten. Uns fehlt nur oft schon das Geld fürs eigene gute Leben", sagt Frank Lenz. Trotzdem will der 41-Jährige weitermachen, und er hat große Pläne für den konventionellen Milchbetrieb, den er in elfter Generation führt. Sein erster Schritt: Die Kälbchen bleiben nach der Geburt bei ihrer Mutter und werden nicht, wie üblich, sofort von ihr getrennt und mit Milchpulver aus Nuckeleimern großgezogen. Bei Bauer Lenz dürfen die Kälbchen zwei Wochen lang aus Eutern trinken. Milch, die der Bauer nicht mehr verkaufen kann. Doch er ist fest entschlossen zu beweisen, dass das geht: mehr Tierwohl, auch in einem Großbetrieb.
Mudar Mannah war auf dem Weg, ein erfolgreicher Chirurg zu werden, als er beschloss, sein Leben doch einer anderen Aufgabe zu widmen: als Käsemeister und Klimaretter. Er will mithelfen, den Ausstoß klimaschädlicher Gase zu senken – vor allem den von Methan, das um ein Vielfaches schädlicher ist als CO2. Rinder produzieren beim Wiederkäuen riesige Mengen davon. Mannah suchte deshalb eine pflanzliche Alternative zu Käse. "Eine, die schmeckt", sagt er. So kam er auf die Cashewnuss. Aus der stellt er nun veganen Camembert her, und das mit einer guten Ökobilanz, trotz des Transports der Nüsse aus Vietnam. "Wir müssen einfach umdenken", sagt er zum Thema Klimawandel, "unser Planet nimmt es uns übel. Wir können so nicht weitermachen."
Bewusster produzieren und konsumieren – nicht auf Kosten von Umwelt, Tier und Bauern: Darum geht es. Gute Milch, die macht's!