Bisher sind Menschen mit Behinderung in der elektronischen Musik kaum sichtbar. Weder als Künstler hinter den Turntables, noch als Klubbesucher. "Ich wünsche mir, dass Künstler mit Behinderung mehr wahrgenommen werden!", sagt Werner Soyeaux.
Faszination für die Szene
Schon als Kind war der 36-Jährige fasziniert von elektronischen und technischen Geräten. Als Jugendlicher begann er, Schallplatten zu sammeln. Mit 16 nahm seine Pflegemutter ihn mit zur Berliner Loveparade. "Ich fand das auch total spannend, die Menschen, wie die angezogen waren, wie sie gefeiert haben und so total happy, von der Musik. Da hab ich gesagt: Vielleicht passiert es ja irgendwann mal, dass ich so was selbst machen kann."
Doch in den angesagten Berliner Locations wird er schon an der Tür abgewiesen. Diese Erfahrung hat er später in einem Song verarbeitet. "Ich habe mal eine Frage: Was muss man machen, um dazuzugehören? Ich verstehe das alles nicht. Sind es meine Schuhe, die scheiße aussehen, mein Aussehen allgemein im Gesicht? Ich verstehe das alles gar nicht!"
Bewiesenes Können
2018 trifft Werner Soyeaux auf einer inklusiven Veranstaltung den Betreiber des Berliner Elektrolabels KILLEKILL. Dieser sucht gerade nach talentierten Menschen mit Behinderung für das Musikprojekt "Ick mach Welle". In Workshops mit erfahrenen Musikern sollen sie lernen, wie man mit verschiedenen Maschinen, Synthesizern und Musikprogrammen elektronische Musik produziert. Diese Begegnung bringt die Wende für Werner Soyeaux. Endlich kann er seinen Traum leben, sein Können beweisen, andere zum Tanzen bringen.
Inzwischen blickt er auf einige erfolgreiche Auftritte zurück – sowohl mit seinem Soloprojekt "Bläck Dävil" als auch mit der inklusiven Band "Wellen.Brecher". Im Mai 2023 kommt seine erste Schallplatte auf den Markt. Sein größter Wunsch ist es, irgendwann von der Musik leben zu können.