In seiner Zeit als Generaldirektor der BBC (1960-1968) prägt der britische Journalist Sir Hugh Carleton Greene (1910-1987) die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Großbritannien. Durch die Einführung politischer Satiresendungen und die Modernisierung des Programms bläst er zum "Gegenangriff" gegen die aufkommenden Privatsender und schafft es, das BBC-Publikum zurückzugewinnen.
Die Förderung des unabhängigen Journalismus prägt Greenes Lebenslauf, gegenüber Unrechtsregimen hat er dennoch immer eine klare Gegenposition vertreten. Als Zeitungskorrespondent berichtet Greene ab 1934 aus Berlin kritisch über das Dritte Reich, 1939 folgt seine Ausweisung im Rahmen eines "Revancheverfahrens" (zuvor war der NS-Chefpropagandist Rudolf Rösel aus England ausgewiesen worden).
Im Jahr 1940 übernahm Greene den Posten des Chefredakteurs des neu gegründeten deutschsprachigen Dienstes der BBC und entwickelte das Programm des Senders zur "Stimme der Wahrheit" im journalistischen Kampf gegen das NS-Regime.
Inhalt des Gesprächs
Nach Kriegsende wurde er zum Chief Controller des Rundfunkwesens der britischen Zone ernannt. In dieser Funktion gestaltete er nach Vorbild der BBC die Anfänge des NWDR, aus dem später NDR und WDR hervorgehen werden.
Im Interview mit Günter Gaus besprach Greene 1965 mit viel britischem Humor die großen und kleinen Themen seiner Zeit: über journalistische Neutralität und die Pflicht, eine klare Gegenposition zu Unterrechtsregimen einzunehmen, über die Macht von Satire und die Verantwortung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Aber er sprach auch über schwarze Propaganda und deutsche Arroganz sowie über seine Liebe für Cricket, Kriminalromane und die Rosenzucht.
Die Sendereihe "Zur Person"
Dieses historische Interview stammt aus der ZDF-Gesprächsreihe „Zur Person“ mit Günter Gaus, die zwischen 1963 und 1966 ausgestrahlt wurde. Das ZDF macht diese zeitgeschichtlich sehr interessanten Gespräche erstmals in vollem Umfang in der ZDFmediathek zugänglich.
Die Gespräche muss man dabei im Kontext der Zeit sehen: Bestimmte Persönlichkeiten haben in späteren Jahren noch eine besondere Karriere gemacht, wie etwa Willy Brandt oder Franz-Josef Strauß. Die hier gezeigten Gespräche stellen somit ein historisches Zeugnis des Augenblicks dar, in dem das Interview geführt wurde. Gleiches gilt auch für einige sprachliche Ausdrücke, die zum Zeitpunkt der Interviews noch nicht so in der Diskussion waren wie in späteren Jahren. Das ZDF hat sich dennoch dafür entschieden, die Interviews in der Originalversion und ohne Kommentierung zu veröffentlichen.