Etwa jeder dritte Deutsche ist laut einer aktuellen Umfrage überzeugt, dass früher ziemlich vieles besser war. "ZDFzeit" geht populären Thesen auf den Grund, die unsere Geschichte betreffen. Was ist dran an der "guten alten Zeit"?
Unseren oft nostalgisch verklärten Erinnerungen stellt die Dokumentation überraschende Fakten gegenüber. Prominente berichten aus ihrem Leben – von guten und weniger guten Zeiten. So erzählt TV-Moderatorin Christine Westermann die Geschichte von ihrem Vater, der für eine freie Meinungsäußerung im Zuchthaus gelandet ist. Kabarettist Hans-Joachim Heist (Gernot Hassknecht aus der ZDF-"heute-show") schildert, wie seine Eltern sich in den 50er-Jahren ein Grundstück zu einem Quadratmeterpreis von 50 Pfennigen nicht leisten konnten. Und Sänger Sebastian Krumbiegel von der Band "Die Prinzen" erinnert sich an eine Reise mit dem VW Käfer ohne funktionierende Bremsanlage. Und so gerät die gern aufgestellte Behauptung "Früher war alles besser!" schnell ins Wanken.
Renommierte Experten analysieren für "ZDFzeit": "In einer komplexen, unübersichtlichen Welt, wie wir sie heute haben, ist es verständlich, dass Menschen sich nach Verhältnissen sehnen, die sie kennen, und die Vergangenheit auch etwas idealisieren", sagt der Zeithistoriker René Schlott. "Die Verzerrung der Erinnerung sehe ich nicht als Ausnahme, sondern eher als Regel, weshalb ich auch besonders vorsichtig an Zeitzeugeninterviews herangehe."
Neurowissenschaftlerin Maren Urner beschreibt den Mechanismus der Vergangenheitsverklärung als rationale Gedächtnisleistung unseres Gehirns: "Für ein gelungenes Selbstbildnis baut unser Gehirn eine eher positive Zusammenfassung unserer bisherigen Erfahrungen zusammen. Dagegen schauen wir meist kritischer in die Gegenwart, als es nötig ist – reine Vorsichtsmaßnahme."